Staring at the sun

Die Jugend ist eine Plage

Zu alt und trotzdem zu jung: Mit seinem erweiterten und wiederveröffentlichten Roman „Staring at the sun“ malt Jan Drees ein Sittenbild vom süßen Vogel Jugend, das abgefahrener nicht sein könnte.

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Das mit der Pop-Literatur ist so eine Sache: Einerseits weiß man sie, beispielsweise als Abonnent diverser alternativer Hochglanz-Illustrierter liebevoll zu schätzen, andererseits kann der Inhalt (Teenager meets Sex, Drugs and Rock`n`Roll) wegen geradezu aktiv betriebener Wiederholung nicht mehr überraschen. Bei näherer Betrachtung fällt also auf: Eine gewisse Konfrontation mit dem Wort Redundanz muss sich dieses von Vorreitern wie Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre erschriebene Genre wohl gefallen lassen. Jan Drees (28) mag nicht angetreten zu sein, um diese starre Situation zu ändern, weil er zu jener, zugegeben medial noch etwas unterbelichtet agierenden Szene junger Schriftsteller (dieses Wort…) gehört, die schreiben, weil es ihnen eben Spaß macht. An das Später, wenn die Kasse klingelt, will man in diesem Lager noch nicht denken. Drees, der in Düsseldorf Germanistik und Medienwissenschaften studiert und unter anderem für das Magazin „IQ Style“ tätig ist, hat sein im Winter 2000 beim Alibaba-Verlag erschienenes Buch „Staring at the sun“ (benannt nach dem U2-Song) erweitert; nun wurde es Ende letzten Jahres beim Frankfurter Eichborn Verlag veröffentlicht.

Von Anfang an erscheint dieses Werk des umtriebigen, in Haan (Nordrhein-Westfalen) geborenen Autors wie eine plumpe Aneinanderreihung magerer, juveniler Banalitäten: Der Oberstufenschüler Dennis nimmt sich in den Sommerferien, während seine Erzeuger auf Urlaub in den US of A weilen, einen Roman zu verfassen. Stichworte, die sich mit den noch unbeschriebenen Seiten seines Buches anfreunden sollen: Billy Talent, Second Life, Drogennächte, jugendliche Künstlerphantasien. Auch das Buchcover – eine umgeschnürte E-Gitarre, ein Nietengürtel, eine leuchtende Lampe – verspricht höchstens das Gewöhnliche vom Üblichen. Nach der Lektüre spätestens muss dem Leser jedoch gewiss sein, dass es sich hierbei um einen durchaus außergewöhnlichen Roman handelt. Der Protagonist rauscht in Abwesenheit seiner Eltern von einem Drogen-Trip zum anderen, von einem Geschlechtsverkehr zum nächsten und will auch keine Party auslassen. Ein Sinn, oder gar eine Moral, ist zwischen den Zeilen nicht zu finden. Doch wer braucht so etwas schon? „Ihr wollt jung sein?“, heißt es da. „Ohne uns. Wir brauchen nirgendwo „Franz Ferdinand sind Pavement mit gefälligeren Gitarren“-Gequatsche, beste Independent-der-ersten-Stunde-Nerds.“ Und weiter: „Wir hassen euer verdammtes Popkulturwissen, diesen Feuilleton-Spex-Ding und so weiter. Klar?“ Ob Dennis sein Werk vollendet hat? Who cares?!

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