Good Ole Times
Eine der größten Stimmen der letzten Jahre, Alexis Taylor von Hot Chip, verwandelt auch ganz klassische Songs in emotionale Tretminen.
Die About Group ist keine Supergroup. Zwar spielte das Quartett um Alexis Taylor von Hot Chip lange in anderen Bands, diese waren aber nicht ansatzweise so geadelt wie die großen britischen Ineinanderdenker von Dance Music und Indie Rock. In Supergroups zerreiben sicher mehrere übergroße Egos aneinander und ergeben gerade mal so die Summe ihrer einzelnen Teile. Die About Group arbeitet allerdings ganz anders. Die About Group spielte bereits 2009 vier krautig-psychedelische Improvisationen auf dem Label Treader ein, die mit wüster Perkussion angeräumt waren. Hier zeigt die Band ein ganz anderes Gesicht und hilft Alexis Taylor dabei, angestaute Songs abzufeuern. In gerade einmal einem Tag wurden sie in den ehrwürdigen Abbey Road Studios (Beatles, Pink Floyd, Soundtrack zu »Herr der Ringe«, überhaupt der Urknall) aufgenommen, der Rest der Band bekam die Demos wenige Tage zuvor – sei es nun, damit die Songs besonders spontan und frisch klingen oder, damit man etwas in Interviews erzählen konnte. Das Album ist aufgeräumt, hyper-klassisch und versprüht mit satten Gitarren, warmen Orgeln und quengelnden Gitarren fast eine Atmosphäre von Folk und Country. Keine Spur von Zukunft. Damit passt die About Group auch in die Gegenwart von Popmusikgeschichte, die ihren Blick vor allem in der Vergangenheit schweifen lässt. Die revolutionären Spielweisen von Hot Chip sind damit aber nicht etwa wieder abgeschafft, sondern haben das Klangfeld rund um die Band um geradlinigstes Songwriting erweitert.
»Start And Complete« wird von der Stimme von Alexis Taylor getragen, gehalten und über seine eigenen Begrenzungen gehoben, einer der phänomenalsten Stimmen der letzten zehn Jahre, einer Stimme, die davor (und nach Culture Club) als zu hoch, dünn und effemiert gegolten hätte, die auch bei Hot Chip durch die regelmäßigen Brummer von Joe Goddard abgefangen wurde und hier durch das wertkonservative Klangambiente der About Group ganz im Vordergrund silbrig strahlt. Im Unterschied zu Antony (And The Johnsons) verzichtet Taylor auf jedes Vibrato und artifizielle Gesten. Sie führt das Ohr. Rund herum erweist sich gerade das Schnelle, skizzenhaft Hingeworfene für »Start And Complete« als Stärke. Das Album wirkt im besten Sinn unfertig, die Songs selbst sind es nicht, sind sie doch in Alexis Taylor über lange Zeit gereift.