Der titelgebende Turm ist Teil des Wiener AKH, in das Victor Flenner nach einem suizidal anmutenden, von toxischer Alkoholisierung begleiteten Sturz durchs Treppenhaus eingeliefert wurde. Der Schriftsteller wird Monate in ihm verbringen, erst auf der Intensivstation zur Behandlung seiner Schädel- und anderen Brüche, dann in psychiatrischen Abteilungen, wo er sich widerwillig helfen lässt.
Ebensolches Abwehrverhalten setzt er anfangs auch gegenüber seinem ihn besuchenden Umfeld: Schwester Leira kümmert sich dennoch rührend um ihn, obwohl sie große Probleme mit ihrem mager- und computerspielsüchtigen Sohn Félix, ihrem Immobilienjob und ihrem Benzodiazepin-Konsum hat. Auch Freund Jean, ein alkoholkranker Maler, und dessen Exfreundin Juliette begleiten ihn auf dem Weg zurück ins Leben, das ihm eine Hure rettete. Alfare erzählt in einem realistisch harten, aber poetischen Stil einerseits den Klinikaufenthalt und die Etappen, die zu diesem führten, andererseits die Lebenswelten dieser an Gratwanderungen und Abstürzen reichen Bohème. Stephan Alfare schöpft aus der Erfahrung und orientiert sich an der Empirie, sodass hier auf plastische Weise ein Milieu vor Augen entsteht, das nichts gemein hat mit der aseptischen Geistwelt der Konzeptkunst und der anämischen Fiktionswelt der Literaturschulen. Hier erzählt einer, weil er weiß und weil er muss – und es auch kann.