Stierhunger

Dass ein Gugelhupf neben anderen Leckereien im Schaufenster steht, wäre eigentlich gar nicht so übel, wenn vor der Manifestation von Todsünde Nummer sechs nicht eine ältere Dame stünde, die an diesem neuralgischen Punkt aller mit Essproblemen behafteten jungen Damen auf der Jagd nach ebendiesen wäre. Eine zu höfliche junge Dame geht der Wartenden ins Netz, […]

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Dass ein Gugelhupf neben anderen Leckereien im Schaufenster steht, wäre eigentlich gar nicht so übel, wenn vor der Manifestation von Todsünde Nummer sechs nicht eine ältere Dame stünde, die an diesem neuralgischen Punkt aller mit Essproblemen behafteten jungen Damen auf der Jagd nach ebendiesen wäre. Eine zu höfliche junge Dame geht der Wartenden ins Netz, wobei man sich der Alten zumindest argwöhnisch nähern sollte, weil sie gemessen an modischen Gesichtspunkten eher dem 19. Jahrhundert angehörig ist. Die beiden teilen sich einen Gugelhupf, womit der Startschuss zu einem obskuren Treiben gesetzt ist, das aus Selbstaufgabe, Drauflosschlingen, Essensbrei loswerden im Minutentakt sowie Diebstahl im Sisi-Museum gebraut ist. Es kommt einem das Grausen, so eingequetscht ist die Erzählerin ins Leben und der Bulimie, wie in ein Korsett. Das Buch macht wütend. Erzählt wird es von Linda Stift, die ihre Worte wie auch in ihrem Erstling Kingpeng hinter schwarzem Bernstein verschlossen hat. Sehr glänzend und sehr dunkel formuliert, von rotzig-frecher Bedrohlichkeit.

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