Kanye Wests englischer Schützling führt Autotune auf die saftigen Felder des Popmarkts – und damit in die Beliebigkeit.
Früher dauerte es meistens einige Jahre bis diverse Bleichgesichter ihre Imitationen von schwarzen Musikidiomen beisammen hatten. Es spricht – optimistisch gewendet – tendenziell für eine Normalisierung des Verhältnisses zwischen den Hautfarben, dass diese Imitation im Fall von Autotune nach nur wenigen Wochen und unter der Direktive des Erfinders stattfindet. Mr Hudson schwimmt nämlich im selben Teich wie Kanye West. Er hat mit der „Stimme dieser Generation“ (O-Ton Kanye über sich selbst) nicht nur Europatour- Support für Kanye gespielt, sondern auch an dessen Meilenstein „808s & Heartbreak“ mitproduziert und mitgesungen. Kanye bedankt sich mit zwei Gastauftritten und schickt auch noch Kid Cudi aus dem Autotune-Clan vorbei. Das Problem mit „Straight No Chaser“ ist nun weniger, dass Autotune mittlerweile etwa inflationär geworden wäre, sondern dass Mr Hudson den Effekt nicht genug würdigt. Wo bei Kanye das Blech in der Stimme durch die skizzenhafte Musik zentral und zum Fetisch wurde, spielt es bei dem Engländer Hudson eigentlich keine Rolle; sonder geht in den sonst konventionellen Arrangements unter. Der angekündigte Weltruhm kommt für Mr Hudson dann wohl doch erste eine Platte später.