Super 8

Nostalgie mit Rummms
Unheimliche Begegnungen in Lillian, Ohio: J.J. Abrams’ »Super 8« ist eine gewitzte Achterbahnfahrt durchs Filmuniversum Steven Spielberg. Und der hinreißendste Krachfilm des Sommers.

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J.J. Abrams ist ein fähiger Geschichtenerzähler und ein schlauer Vermarkter. Vor allem aber ist der Miterfinder der Serien »Lost« und »Alias« ein brillanter Arrangeur filmischer Erinnerungsfetzen. Sein »Star Trek«-Relaunch von 2009 war weniger eine Erzählung im klassischen Sinn als eine regelrechte dramaturgische Püriermaschine: Szene für Szene, Wendung für Wendung wurden vertraute Motive aus Weltraumabenteuerfilmen verarbeitet und rekombiniert, ohne dass das Ganze am Ende nach matschiger Beliebigkeit geschmeckt hätte.

Mit »Super 8« potenziert Abrams’ dieses Verfahren noch: Nicht bloß hat er seinen Gruselabenteuerfilm mehr oder weniger aus diversen Bruchstücken von Produzent Spielbergs früher Filmografie zusammengebastelt (zwischen »Unheimliche Begegnungen der dritten Art« und »Die Goonies«). Das Ineinander-Schichten von Filmen ist hier explizit Konzept: Bewaffnet mit Super 8-Kamera und Kunstblut wollen der 12-jährige Joe und seine Freunde im Sommer 1979 einen Zombiefilm herstellen. Beim Nachtdreh werden sie Zeugen eines geheimnisvollen Zugsunglücks, und von da an beginnt die beschauliche Kleinstadtwelt um sie herum großes Kino zu machen, inklusive unheimlicher nächtlicher Überfälle und geheimniskrämerischer Militärs. Am Schönsten ist »Super 8«, wenn er diese zwei Filme – den Dreh der (durchwegs famos gespielten) fünf Freunde und das Rätsel, dem sie schließlich auf den Grund gehen – gleichberechtigt nebeneinander her laufen lässt, in Szenen, die sich in ihrem visuellen wie sprachlichen Witz selbst genügen. (Besonders raffiniert ist – von der ersten Einstellung an – das formale Spiel mit Tafeln, die abwechselnd etwas sichtbar machen oder verdecken.)

So gekonnt baut Abrams, unterstützt von der John Williams-haft wummernden Musik von Michael Giacchino, sein Mysterium auf, dass die Auflösung im letzten Drittel dagegen ein wenig abfällt. Sympathisch bleibt dieser schön schlank proportionierte Krachfilm aber durchgehend. Und wenn gegen Ende eine Sammlung von Bruchstücken plötzlich in den Himmel abhebt, liegt der Verdacht nahe, Abrams meint damit – zu Recht – seinen eigenen Film.

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