Sven A. Kirsten presents „The Sound Of Tiki“

17 polynesische Exotica- Songs, die jeder für sich einen David Lynch-Filme veredeln könnten, gesammelt aber das Nervenkostüm strapazieren.

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[Geschichts-Exkurs-Anfang] 1961 standen The Shadows an der Spitze der US-Charts. Sie waren unter anderem die Backing Band des englischen Proto-Rockers Cliff Richard. Eine ihrer bekanntesten Instrumental-Nummern ist „Apache“, das unter anderem in der Coverversion durch die Incredible Bongo Band tausendfach gesamplet wurde; am prominentesten sicherlich in Grandmaster Flashs „Adventure of Grandmaster Flash on the Wheels Of Steel“. Eine andere Nummer Eins der Shadows war „Kon Tiki“ [Geschichts-Exkurs Ende] „Kon Tiki“ von den Shadows ist nur eins von 17, vorbildlich zusammen getragenen Beispielen wie ab Mitte der 1950er ein ganz bestimmter, exotischer Lebensstil um sich griff, bei dem glatt gebügelte Seltsamkeiten das Fernweh musikalisch austapezierten. „Tiki.“ Dieser Eskapismus wurde damals allerdings so in die musikalischen Zeitgeist integriert, dass man von der Ferne träumen und gleichzeitig daheim entspannt in das tägliche Arbeitsleben zurück kehren konnte. Frühes Gehirnyoga quasi. Tiki heißt die zentrale Figur in diesem modernen Südseetraum. Dem Tiki, einem Totem, wurde damals in zahlreichen Easy Listening-Lounges gehuldigt (bevor es für Easy Listening ein Wort gab), sein archaischer Zauber wurde allerdings schnell mit Ukuleles, Hawaii-Gitarren und Blumenkränzen weg akkulturiert. Das 50-seitige Booklet ist nun durchaus kritisch gegenüber dem Ozeanischen Kitsch, gegenüber dem Exotismus-Lifestyle und zeigt detailreich auf, an welchen Enden in der US-amerikanischen Popkultur sich der „Sound of Tiki“ verbreitete. Blöd nur, dass die Musik irgendwie doch herrlich verwirrter Schwachsinn bleibt.

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