Drake ist voller Ungereimtheiten. Er verwandelt Rap und R’n’B mit Hilfe von Kanye und Lil Wayne in ein schwüles Funkbad voller Selbstzweifel.
Der 23-jährige Drake gräbt in den USA gerade Urban Music um. Sein Modell ist nicht das von Fame und verchromten Felgen. Ähnlich wie Kanye West und Lupe Fiasco besingt er Zweifel und die Kehrseiten des Rap Business. Drake möchte normal sein, ist sich nicht sicher ob er dieses übergroße Leben im Scheinwerferlicht überhaupt haben will. Was sein Debüt „Thank Me Later“ aber endgültig einzigartig macht, ist sein Flow, sein unaufgeregter Tonfall, den man eher von Conscious Rappern kennt, seine seifige Stimme und die Art, wie er mühelos zwischen Gesang und Rap wechselt; ja vielleicht ist er sogar der erste Rapper seit Lauryn Hill, der wirklich beides beherrscht. Dazu passt der warme, saftig-satte Grundsound des Albums. Drakes avancierter R’n’B richtet den Blick nach innen; und zwar nicht nur mit Worten, sondern auch mit butterweichen Arrangements. Moosige Keyboards, weiche Pianos, kalte Texturen, Reduktion – der affirmative Sci-Fi-Party-Eurotrash der Black Eyed Peas oder eines David Guetta fehlt hier völlig. Rund um Drakes Debüt versammelt sich außerdem fast alles, was US Rap die letzten Jahre dominiert hat: Lil Wayne hat ihn unter Vertrag genommen, Kanye West produziert ihn, Jay-Z, T.I. und Alicia Keys geben Beiträge ab. Nicht alles sitzt hier, Drake ist mit sich selbst beschäftigt und manchmal zu umständlich. Aber sein Debüt eröffnet für R’n’B neue, innere Horizonte.