BMX Crew
Das Internet pfeift es von den Dächern: Die Cool Kids aus Chicago sind das neueste Click-Wunder. Ihr Retro-Style macht sie hip und gleichzeitig angreifbar. Ihre Beats wiederum sind über jeden Zweifel erhaben.
Das US-Duo steht unverkennbar auf die zweite Hälfte der Achtziger. Ghettoblaster, Sneakers, Trainers. LL Cool J und Marley Marl. Dazu das EP-Cover. Ihr Track „Black Mags“ handelt vom steilen, luftigen Leben auf dem BMX. Also alles in retro auf der Platte? Bei „Gold And A Pager“ merkt man spätestens, dass etwas nicht stimmen kann, wenn Goldketten und der Gadget-Schrott des frühen Kommunikationszeitalters angepriesen werden. An anderer Stelle schicken Guess-Jeans (stonewashed!) und Cazal-Sonnenbrillen (Run DMC, MC Hammer und andere) die Cool Kids auf Höhenflug. In „A Lil Bit Cooler“ spielen sie ihre eigene Variante einer modischen Übertrumpfungsspirale durch. In dem Track soll ein „Jheri Curl“ (eine Art Dauerwelle für Schwarze, berühmtester Vertreter war Rick James) beweisen, wer ganz vorne dabei ist, es vormacht, zu früh oder zu spät damit nachzieht. Die Cool Kids sind natürlich die, die den Trend als Erste markieren. So spielt sich das zehn Tracks lang durch. Und selbst wenn sich das mit Ironie zehn Mal um sich selbst dreht, bekommen außer Stylefragen keine anderen Themen eine Chance. Manche bezeichnen die Cool Kids deshalb als HipsterHop. Diese Leute verlangen von Musik mehr als nur Selbstreferenz, mehr als das Kreisen um die eigene Vergangenheit, die eigenen Codes. Das werden sie unterm Strich bei den Cool Kids nicht finden.
Gegen ihre Beats ist Widerstand jedoch zwecklos. Ein wenig strukturieren sie diese wie in den späten Achtzigern („What Up Man“ etwa setzt nur statt Hi-Hats und Claps die Vokalschnipsel Tick und Clap). Sie sind aufgeladen mit einer sehnigen Schwere. So reduziert hat seit den Neptunes kaum etwas gedonnert. Die Cool Kids machen nichts, was man nicht schon mal woanders gehört hätte – bei Clipse, bei New Flesh, beim Antipop Consortium. Aber bei ihnen passt jedes Timing. Wenn sie stauchen und strecken und kleine, chirurgische Schnitte setzen. Grime und diverse Spielarten von Südstaaten-Rap sind offensichtlich auch nicht spurlos vorbei geblasen und werden hie und da eingeflochten. Dazu haben sie eine Vorliebe für nuschelnde Vocals entwickelt. Und so stellen die Cool Kids derzeit etwas vom Besten dar, das die etwas verkrampft agierende US-HipHop-Szene derzeit zu bieten hat. Und solange sich ihre Nostalgie und drahtigen Beats nicht totgelaufen haben, wird sich ihre Rezeptur weit oben halten können.