Wer mit dem Who is Who der Branche auf du und du ist, kann leicht das Ziel aus den Augen verlieren, so geschehen bei High-End-Orchesterpop Senkrechtstarter Woodkid.
Als vor fast genau einem Jahr die EP „Iron“ von Woodkid mitsamt bildgewaltigem Schwarz-Weiss-Video erschien, war es zwar sein musikalisches Debüt, ein unbeschriebenes Blatt war er trotzdem keinesfalls. Wer Videos für Katy Perry, Lana Del Ray und Drake & Rihanna produziert, trifft zwangsweise die richtigen Leute im Business. Unter seinem bürgerlichen Namen Yoann Lemoine startete er als Musikvideoregiesseur- und Produzent seine Karriere, arbeitete bald mit Gott und der Welt und verdiente sich bei abendfüllenden Filmen wie „Arthur und die Minimoys“ und „Marie Antoinette“ die Sporen.
Jetzt, fast genau ein Jahr nach eingangs erwähnter EP, macht er mit „The Golden Age“ sein erstes volles musikalisches Statement. Nach eigener Aussage sollte es ein Soundtrack werden, ein Soundtrack für sein Leben. Bei einem visuell verankerten Artist wie Woodkid, ist das wenig verwunderlich. Doch noch bevor sein Album erhältlich war, wurde seine Musik bereits für eine Dior Fashion-Show verwendet, verpasste einigen Assassins Creed-Spots von Ubisoft das richtige Surrounding und untermalte eine Nike-Werbekampagne im UK. Wenn man dann noch nebenbei in einem einzigen Jahr sechs MTV Video Music Awards-Nominierungen einstreift, kann man Woodkid also getrost als Senkrechtstarter bezeichnen.
Das Album beginnt ruhig mit Piano und Streichern, ähnlich einem monumentalen Filmscore, bis sich schließlich der titelgebende Track zu einem pompösen Opener aufbauscht. Somit ist die Marschrichtung der Debüts klar, überall soll es funkeln – High-End-Production und Pop soweit das Ohr reicht. Daran lässt auch „Run Boy Run“, die erste reguläre Single, keinen Zweifel. Lemoine zeigt jede seiner Facetten und viele verschiedene Klangbilder. Die zum Teil sehr persönlichen Songs folgen jedoch immer der gleichen Struktur, da macht es keinen Unterschied, ob es ein sanftes Pianostück ist oder mit wilder Percussion gearbeitet wird. Stetig versucht Woodkid noch eins drauf zu setzen, noch ein Stückchen opulenter zu wirken. Dieses Korsett steht ihm zwar nicht schlecht – und er ist einer der wenigen Künstler der heutigen Zeit, der sich das zweifelsohne leisten kann – doch auf Dauer wirkt die orchestrale Inszenierung doch zu wulstig, anstrengend und aufgeblasen. Als inoffizieller "Game Of Thrones" Soundtrack taugt das natürlich, als künstlerisches Statement nur teilweise.