Die Singer-Songwriterin Clara Luzia bleibt bei ihren schwermütigen Texten, ergänzt sie aber mit neuen Instrumenten und entdeckt die Heiterkeit. Sie steht ihr gut.
Leicht hat sie es ja nicht. Der Maßstab, an dem viele heimische Sängerinnen gemessen werden, heißt Soap & Skin. Hinzu kommt, dass die Sängerin Clara Luzia letztes Jahr den Amadeus für den FM4 Alternative Act Award in die Hand gedrückt bekam. Immer wieder erzählt sie Journalisten von angeblichen Schönheitsfehlern auf ihrer neuen Platte und dass sie im Gegensatz zu Soap & Skin nur »simplen Pop« mache. Clara Luzia scheint von ihrer Arbeit nicht überzeugt zu sein und die Erwartungen an die 30-jährige Niederösterreicherin sind hoch. »The Ground Below« wird ihnen gerecht. Frei von jeglichem Pathos, aber mit charmant-melancholischen Texten singt Clara Luzia von den Tieren aus ihrer Kindheit, von Peter Pan und dem Spiegel an der Wand. Auf ihrer neuen Platte geht es ums Erwachsenwerden, dabei ist ihre Musik aber verspielter denn je: Ein Cello hier, ein Akkordeon da, die Melodie von »Bruder Jakob« dort.
Gleich am Beginn des Albums liefert Clara Luzia zwei wunderbare, potenzielle Ohrwürmer. Diese beiden Songs sind auf »The Ground Below« die dynamischsten und musikalisch fröhlichsten. Insgesamt steht das neue, instrumentale Spektrum mit Glockenspiel, Streichern und Klavier ihrer zarten Stimme ausgezeichnet und bewegt sich weg vom traurigem Singer-/ Songwriter-Dasein. Vom klassischen Clara-Luzia-Sound ist nichts verloren gegangen, er wurde erweitert. Der neue, positivere Grundton der ersten Songs lässt dann einige andere Nummern auf »The Ground Below« etwas dahinplätschern. Obwohl die Sängerin einen Hang zu traurig-nachdenklichen Texten hat, wenn sie singt: »No more dreams to follow / this is the age of being shallow / I’m surprised that we still bleed«, könnte Clara Luzia sich überlegen, musikalisch noch einen zweiten Schritt in den Dur-Bereich zu setzten. Nichtsdestotrotz: Zarter, leichter und frischer kommt ihr drittes Album daher. Clara Luzia und ihre Band bezaubern mit luftiger, urbaner Popmusik, die ins Ohr geht und dort auch drin bleibt.