The League Of Extraordinary Gentlemen: Black Dossier

Okkulte Überspione

Comic-Schamane Alan Moore kehrt für einen kleinen Abstecher zurück und sucht mit Kevin O’Neill seine League Of Extraordinary Gentlemen auf. Moore und O’Neill in Höchstform, die lang vermisste League endlich wieder da.

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Er hat sich ja bekanntlich von Comics verabschiedet, aber offensichtlich nicht zu konsequent. Erfreulicherweise, denn Erinnerung und Geschichte lehrt, dass ein konzentrierter, inspirierter Alan Moore Meilensteine aus seiner Feder entspringen lassen kann. Und, siehe da, anscheinend hat die Pause gut getan, denn „The League Of Extraordinary Gentlemen: Black Dossier“ wird wohl nicht in den Kanon der wichtigsten Comicwerke aller Zeiten eingehen, aber mit Sicherheit als Edelstein Moore’schen Schaffens gefeiert werden.

Wir kehren zu Mina Murray und Alan Quatermain zurück, die etliche Jahre nach der Auflösung der League Of Extraordinary Gentlemen (siehe „The League Of Extraordinary Gentlemen“ Sammelbänder 1 + 2) in einem feindseligen fiktiven Großbritannien auf der Suche nach den Hintergründen zur League sind. Eine streng geheimen Akte, die sie mit List und Tücke entwenden, soll Antworten bringen. Umrahmt von Kevin O’Neills kantigem, herben England der 50er, lässt Moore uns immer wieder direkt in diese Akte eintauchen, erzeugt mit O’Neills Hilfe Faksimiles vergilbter Magazine, Reproduktionen alter Landkarten, Abzüge geheimer Berichte. Mit eigenen Augen erfährt der Leser darin von einer fantastischen Verschwörung, die Jahrhunderte, Jahrtausende zurückreicht und ein Geheimnis andeutet, das Realität und Fabelwelt verbindet durch eben jene übernatürlichen Spione, und deren Vorgänger, die einst von Murray selbst zusammengesucht wurden.

Es ist nicht nur das Eintauchen in eine aberwitzige Reinterpretation der Geschichte, durchzogen von Göttern, Geistern und Gestalten, sondern die absolute Faszination, die davon ausgeht, welche Moores kreative Macht belegt. O’Neill brilliert seinerseits indem er zwischen industriell verschmutzter Jetztzeit und Dokumenten aus vergangenen Tagen umher springt und alles mit schaurigem Leben erfüllt. Okkultismus, Mystik, Spannung, das verhüllte Geheimnis der Überspione – Moore war schon lange nicht mehr so unterhaltsam genial, O’Neill mindestens eben so lange leider nicht mehr gesehen. Diese Akte, „The League Of Extraordinary Gentlemen: Black Dossier“ bringt den Abenteuersinn zu einem Medium zurück, das diesen beinahe schon verloren hätte.

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