The Limits Of Control

„What is your fucking agenda?“, wird der namenlose Anti-Held gegen Ende von „The Limits Of Control“ gefragt – vom Bösewicht, versteht sich. Jim Jarmuschs neuer Film handelt von einem Mann mit einer Mission, aber der Film selbst hält fast zwei Stunden lang konsequent Abstand zu allfälligen Festlegungen und Erklärungen.

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Ein wortkarger Mann (Isaach de Bankolé) in schimmernden Designer-Anzügen reist durch Spanien und wartet in Cafés auf Kontaktpersonen, die ihm Streichholzschachteln mit Codes überreichen und idiosynkratische Vorträge über Böhmen, Holzinstrumente, Molekularphysik halten. Der aufgeräumte Ansatz, der Jarmusch von einigen Kritikern als selbstgefälliger Hyper-Minimalismus angekreidet wurde, ergibt ganz im Gegenteil einen der barockesten, voluminösesten Filme in seinem Werk: Die Narration ist auf ein enigmatisches Minimum heruntergefahren, aber die verwinkelten Einstellungen und geometrischen Fahrten von Christopher Doyle fangen Gassen, Hotels und vorbeiziehende Landschaften mit verspielter Neugier ein. Ein Meta-Thriller als quasidokumentarischer Reisefilm, rhythmisiert zum Gitarren-Geflirre der Noise-Japaner Boris. Eher hat Jarmusch noch zuviel Handlung im Gepäck – und zuviele Hipster-Freunde im Gefolge: Die großen Auftritte von Tilda Swinton, John Hurt oder Gael García Bernal wirken wie kapriziöse Jarmusch-Parodien, und im Finale wird eine ernüchternd einfältige Erklärung der ganzen Mission nachgereicht. Das hat man davon, wenn man blöd nach der Agenda fragt.

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