Mit konzeptkunstigen Vorgaben durch grenzwissenschaftliche Methoden ertüftelte Musik für .. wen eigentlich? Wahrscheinlich Schabernack.
Matmos` erstes Album seit fünf Jahren wurde angeblich im Rahmen von aufwendigen Experimenten erarbeitet, bei denen Drew Daniels und M.C. Schmidts Ideen anschliessend an ihre telepathische „Übertragung“ an diverse Mitmusiker, umgesetzt wurden. Spekulationen über die Seriosität der Unternehmung würden an dieser Stelle nichts bringen, aber wer sowohl den Grenzwissenschaften als auch jeder Art von Konzeptkunst-Brimborium kritisch gegenübersteht hat es erst mal doppelt schwer darüber hinwegzusehen wie überproportional in Booklet und Bewerbung auf dem Entstehungsprozess der Platte herumgeritten wird.
Dass der kreative Zugewinn der Grundidee eigentlich darin bestehen muss, dass die Übertragung eben nicht funktioniert und der Proband zu den Ideen der beiden Masterminds entweder etwas hinzufügt oder diese im Stille Post-sinne verändert, ist dann wohl der eigentliche Witz an der ganzen Sache. Wobei das ganze Projekt an sich ein cleverer Joke sein könnte. Die Versuchsanordnung wäre jedenfalls ein willkommener Vorwand um jedem spontanen Input der involvierten Gastmusiker (u.a. Dan Deacon, Jay Lesser, Keith Fullerton Whitman, Mitglieder der Bands Wye Oak, Flock of Dimes, Nautical Almanac, Fovea Hex, Half Japanese, Ed Schrader`s Music Beat, Bloody Panda, Pleasure Wizard, Arditti String Quartett,…) sofort nachzukommen.
Ein kreatives Spiel mit dem Irrationalen und der Romantik des Mysteriösen, durch die abgesteckten Rahmenbedingungen ohne große Gefahr sich dabei zu verzetteln. Und da Matmos ohnehin aus allem und mit allem Musik machen können (amerikanischer Bürgerkrieg, Schönheitschirurgie, Haare,…), kann es ihnen auch egal sein ob einem Empfänger eine Melodie, ein Sound, eine Handlung oder ein Objekt aus dem Kopf purzelt. Found Sounds und Musique Concrete, experimentelles Sounddesign und kleinteilige Schnippeleien, Techno, Rock, lateinamerikanische Rhythmen, Noise, Geräuschcollagen werden als Baumaterial verwendet um MC Escher-mäßig verwirrende unebene Verbindungspfade zwischen Kunstuni, Nachtclub und Bildungsbürgerwohnzimmer anzulegen.
Und diese leicht überkandidelte Einmal-Brainfuck-mit-alles-bitte-Mischung nervt dabei nur etwa 20% der Spielzeit. Der Rest ist mit Irritationsmomenten versetzt, grundsätzlich aber witzig, irgendwie schön, mitunter auch tanzbar.