The Optimist

Raus aus der Disco, rein in die dunkle Realität: New Young Pony Club und der leicht missglückte Versuch, sich fernab von New Rave, neu zu definieren.

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Optimismus ist sicherlich gefragt, wenn man als Band aus einem Hype hervorgeht, letztendlich darin verschwimmt, um dann knapp 3 Jahre später das „komplizierte“ zweite Album herauszubringen. Vor einigen Jahren bewegten Kids in Signalfarben bei Songzeilen wie „I can make you ice cream / We could be a sweet team“ ihre Körper, während das Wort „Hype“ in großen Lettern über ihren Köpfen prangerte. Ein Wort, das für NYPC wie ein Damoklesschwert über ihrer Musik hing. Getreu des Mottos „New Rave is over“ entschlossen sich die fünf Londoner nicht weiter das Bild einer sexy Partybewegung zu verkörpern, sondern machte sich auf die Suche nach Tiefe. Emotionaler Tiefe, an der es, laut Sängerin Ty Bulmer, auf ihrem Debüt mangelte. Doch es scheint, es bleibt bei dem Versuch, dies in die musikalische Realität umzusetzen.

Unterscheidet sich „The Optimist“ inhaltlich durch die Verarbeitung einer Trennung von seinem Vorgänger, möchten NYCP in ihrem Wandel dennoch nicht auf Überproduktionen, simple Lyrics und eingängige Beats verzichten. Der bereits verstaubte Synthesizer wurde wieder ausgepackt, ein paar eingänige Keyboardlines, ein oft dominanter Bass und das Augenmerk auf Ty’s Stimme gelegt. Diesmal hypnotischer in kraftvollen Echos, die bei Stücken wie dem Albumtrack „The Optimist“ an Dramatik verleihen. Und auch die Ballade „Stone“ zeigt Bulmers Mühe, sich von der gesanglichen Monotonie auf „Fantastic Playroom“ zu entfernen. Aber Stimmvariationen hin oder her, ist es nur sporadische Tiefe, die sich durch das gesamte Album zieht und immer wieder droht an die Oberfläche zurückzukehren. Es ist, als würde weder die Band, noch man selbst die Eiscreme verschmierte Schublade öffnen können und so bleiben vorerst die tanzbareren Songs wie der schadenfrohe Opener „Lost A Girl“ und Stücke wie „We want to“ oder „Dolls“ in Erinnerung. Doch die Überraschung kommt zum Schluss. Es scheint, als hätten NYPC den durchwachsenen Weg von 9 Songs gebraucht, um sich neu zu finden. „The Architect“ liefert zum ersten und einzigen Mal auf der gesamten Platte ein authentisches Zusammenspiel von nahbarem Gesang und fein arrangierten Beats. Und während man aufrichtig lauscht, sowie leicht mitwippt, beginnt man zu verstehen, dass Ty Bulmer und ihre Bandkolleginnen und –kollegen wirklich angefangen haben, die Traurigkeit des Lebens zu benennen und dies gerne mit uns teilen würden. Optimistischer Versuch – aber größtenteils leider gescheitert.

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