The Silver Gymnasium

Sehr unterhaltsames und zugängliches siebentes Album der US-Band um Songwriter und Sänger Will Sheff, Autoren-Americana that rocks.

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Vor langer Zeit eroberte diese Band mit dem Album „Don´t Fall In Love With Everyone You See“ – keine schlechte Lebensweisheit – das Herz ihrer Fans der ersten Stunde. Die über sechs Minuten von „Listening To Otis Redding At Home During Christmas“ lieferten eine Erschütterung, die Musikverrückten im Moment des Hörens die absolute Gewißheit gibt, etwas Besonderes zu hören und die sichere Ahnung nähren, daß da wahrscheinlich noch sehr viel mehr Gutes kommt. Das war bevor Bands massenhaft frenetisch die Saiten schlugen und dauernd "Hey!" riefen.

Band-Chef Sheff und Okkervill River spielten ihr erstes Wiener Konzert in einem nicht mehr existierenden Gürtel-Lokal vor knapp zwei Dutzend Anwesenden, aber Musik, verdammt gute Musik kam haufenweise von ihnen. Vom Geniestreich aus Tim Hardins „Black Sheep Boy“ ein ganzes Album zu machen, über die Ehre als Roky Ericksons Backing-Band zu fungieren, bis zu ausgezeichneten Alben wie zuletzt „I Am Very Far“ (2011). Nicht länger auf Stammlabel Jagjaguwar reiht sich „The Silver Gymnasium“ in diese Errungenschaften ein. Sheff stellt seine prägnante Stimme und Songwriting-Kunst in den Dienst eines „autobiographischen“ Albums, das seiner Kindheit als Lehrerkind nachspürt („our parents were freaking/ but it was our season“), er wollte ein Album schreiben, in dem es darum geht den Leuten die Hand zu reichen und ihnen eine gute Zeit zu geben.

Von Opener „It Was My Season“ bis zu „Black Nemo“ als elften Song ist diese Übung mit Produzent John Agnello hervorragend gelungen. Manchmal etwas zu opulent (Tasten, Pedal-Steel, Bläser und diese Stimme …) aber überwiegend ist das eine wunderbare, unblöde Feel Good-Musik, in der eine unbezwingbare Melancholie wohnt: So wie Sheffs Erinnerungen nie wieder lebendig werden, beschreibt er eine USA, die es so nie mehr geben wird. Also: „Stay Young“, wie auch einer der besten Songs hier heißt.

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