Ähnlich wie „Punch-Drunk Love“ beginnt auch der neue P.T. Anderson-Film mit einem wortkargen Bravourstück audiovisuellen Erzählens. Aber die frostige, zielgerichtete Zurückhaltung dieser Viertelstunde hat man beim verspielten Hochleistungsfilmemacher Anderson so noch nicht gesehen: Wie der besessene Glücksritter Daniel Plainview (bebend: Day-Lewis) um 1900 in den kalifornischen Bergen zuerst Gold, dann Öl findet, wird in wenigen […]
Ähnlich wie „Punch-Drunk Love“ beginnt auch der neue P.T. Anderson-Film mit einem wortkargen Bravourstück audiovisuellen Erzählens. Aber die frostige, zielgerichtete Zurückhaltung dieser Viertelstunde hat man beim verspielten Hochleistungsfilmemacher Anderson so noch nicht gesehen: Wie der besessene Glücksritter Daniel Plainview (bebend: Day-Lewis) um 1900 in den kalifornischen Bergen zuerst Gold, dann Öl findet, wird in wenigen expressiven Szenenstummeln abgesteckt. Schon hier kündet sich, im stechenden Blick von Day-Lewis, in den schattigen, verwitterten Bildern und im dröhnenden, zirpenden Score von Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood jenes alttestamentarische Unheil an, das der Film (nach Motiven von Upton Sinclairs Roman „Oil!“) in den folgenden über zwei Stunden überlebensgroß auswalzen wird: Da gerät Plainview, inzwischen ein skrupelloser Ölbohrunternehmer auf dem Weg nach oben, um 1911 an den Bauernjungen und Prediger Eli Sunday (furchterregend: Dano) und geht mit ihm eine zweckmäßige Allianz ein. Industrialisierung und Religion, Geschäft und Familie, Schuld und Sühne – alle Weichen sind gestellt für großes US-Kino. Aber das Versprechen im Filmtitel erfüllt sich nur bedingt: Statt deftigem, überbordendem Vollblutdrama setzt es erratische große Gesten und hohl scheppernden Symbolismus. Ein unnahbarer, kühler Film über einen unnahbaren, kalten Mann.