To Terra

Battlestar Galactica ist für Anfänger

Das Sci-Fi Epos „Toward the Terra“ erreicht amerikanische und europäische Gestade, 30 Jahre nach Entstehung. Ein einflussreiches Werk von einer einflussreichen Künstlerin.

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„Terra e…“ heißt das Original, es erschien 1977 zum ersten Mal, lief bis 1980. 1980 gab es ein Anime zum Manga, in der Übersetzung als „Toward the Terra“ betitelt. Der Künstlerin wurden für ihr Werk zwei hoch angesehene Auszeichnung, der Seiun Award und der Shogakukan Manga Award, verliehen. Nun, 30 Jahre nach der ersten Veröffentlichung, bringt Vertical, Inc., der Verlag, der auch schon Osamu Tezukas „Buddha“ und „Ode To Kirihito“ dem englisch-sprechenden Publikum zugänglich machte, eine autorisierte Übersetzung dieses höchst einflussreichen Werks unter dem passenderen Titel „To Terra…“ heraus.

Die ferne Zukunft ist eine trügerische Utopie. Von Computern kontrolliert, hat sich die Menschheit selber eingeengt. Die strenge soziale Hackordnung der sogenannten „super domination“ darf nicht durchbrochen werden. Es gibt keinen Spielraum für abweichenden Lebensweisen. Dem fallen die Mu, menschliche Mutanten mit telepathischen Fähigkeiten, zum Opfer. Im Exil und von den anderen Menschen als Bedrohung gefürchtet, fristen sie ihr Leben, bis die Angst der Menschen überhand nimmt und die Mu als Gefahr eingestuft werden. Die Mu versuchen sich zu verstecken, gründen im geheimen und in weiter Entfernung von „normalen“ Menschen Kolonien, um sich so dem Hass zu entziehen. In diesem Szenario entfaltet sich die Seifenoper um Jomy, einem jungen Mu. „To Terra…“ begleitet Jomy und die Mu auf der Flucht, macht uns zu Zeugen der Romanze, verräterischer Machenschaften, Krieg, Flucht, Glück und Drama. In Mikro und Makro webt Takemiya die opernhafte Geschichte, umschreibt die Dynamik von Nationen und Völkern ebenso, wie die zwischenmenschlichen Bande von Individuen. Wohl ist Kitsch und Drama ein bestimmender Anteil an „To Terra…“, es gibt keinen Grund das zu leugnen, doch inmitten dieser Banalitäten so viele kluge und interessante Beobachtungen zu finden ist beeindruckend.

Keiko Takemiya ist aus verschiedenen Gründen eine beeindruckenden Persönlichkeit. Einerseits konnte sie sich als Frau in einer streng partriarchischen Welt nicht nur einen Platz an der Spitze sichern, sondern wurde auch mehrfach mit großer Anerkennung belohnt, sowohl seitens ihrer Kollegen, wie auch von ihrem Publikum – Frauen, Männer und Kinder gleichermaßen. Aber sie ist nicht nur eine Könnerin, sondern auch eine Pionierin. Mit ihren Werken wurde sie zu einer Vorreiterin und Innovatorin des /shojo/ Genres der Mangas, also den Mangas „für junge Mädchen“, die jedoch in Japan von allen Geschlechtern in allen Altersklassen konsumiert werden. Sie, und einige ihrer Zeitgenossinnen, wurden zu Vorbildern und Wegbereitern für Künstler und Künstlergruppen, wie CLAMP oder Rumiko Takahashi. In ihren Arbeiten ist immer neben dem offensichtlichen Unterhaltungswert ein eindeutiger Zug zu soziologischer und psychologischer Beobachtung, in Qualität und Einsicht sicherlich einem Veteran wie Osamu Tezuka in nichts nachstehend. Die Übersetzung und Veröffentlichung von „To Terra…“ kann man als Riesenglück bezeichnen. Battlestar Galactica ist dagegen nichts weiter als Kindergartenlektüre.

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