Dieser frühe Roman des rumänischen Sprachmagiers stellt eine doppelte Travestie dar: Die sexuelle Geste eines als Frau verkleideten Mitschülers verstört den nur durch Gedichte affizierbaren Victor anno 1973, seine Adoleszenz als Langphase der Identitätssuche wird mittels bildobsessiver Sprache in Poesie gewandet.
Und auch das Gegenteil offeriert dieser kleine Rückblenderoman: die Entkleidung des pädagogischen Kontrollwahns durch die sexuell geladene Fantasie der Jugend. Der nunmehr mit Frauen erfahrene Erfolgsschriftsteller Victor schneidet sich mehr als zehn Jahre später Erinnerungen an sich als melancholisch-todernsten Jungen aus dem Verstand, an sein Aufwachsen in der Regimeenge und westlich orientierten Träumerei, an die lippenstiftrote Schnauze und die Brüste aus Watte seines Kameraden Lulu. Es entsteht eine dichte, etwas manieristische Reflexionstextur rund um ein libidinöses Trauma, das Psychoanalyse und Alkohol widerstanden hatte – und nun endgültig zertrümmert wird.