Ultramarine

Young Galaxy singen simple Melodien und Texte, die anderen peinlich wären. Auf eigentümlichen Grooves verwandelt sich ihr Indiedisco-Kitsch erstaunlich oft zu Glasperlen, die Momente festhalten können.

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Fall For You“ ist eigentlich eine Frechheit. Da singt eine kanadische Band zu Steel Drums, Bongotrommeln und Chillrave-Synths über Minenarbeit … Minenarbeit am Herzen natürlich – aber in dieser Kombination ist der Song Sozialkitsch. Dabei ist der Sound von Young Galaxy doch eigentlich so vielversprechend – große Gefühle, ungewöhnliche Instrumentierung, eine Stimme, die sich ganz einzigartig wie ein kleines Kitzeln ins Ohr hinein schmeichelt. „Fall For You“ ist auch tatsächlich nur ein kurzer Ausrutscher. Quer über das Album tummeln sich sonst eigentümliche Grooves, Synths aus der bunt beschrifteten Gedächtniskiste, Kadenzen und Melodien, die sich zu himmlischen Refrains auftürmen. Young Galaxy üben sich in der hohen Kunst aus wenigen und sehr, sehr, sehr bekannten Elementen ein neues Haus zu zimmern. Das ist in etwa so schwer wie eine Band zu gründen, die irgendwie wie Mumford & Sons klingen soll, nur neu und besser und aufregend – was ja die Vorlage schon nicht kann. Also richtig schwer. Young Galaxy gelingt das aber irgendwie. Manchmal.

Vielleicht, weil der Grundriss ihrer Songs so anders ist, weil das Quintett also oft so viel langsamer ist, als die anderen – als hätte man einen Reaggae-Beat genommen und ihn unter Neonlichtern nachgespielt. Da wird sogar Schaffel und Manchester Rave mit dem eisigen Hauch der 80er überzogen, mit Echos ausgeräumt und drahtigen Bässen. Dazu spielen Synths unverschämt simple Melodien, die anderen peinlich wären, während Catherine McCandless Texte singt, die anderen peinlich wären. Vor zehn Jahren hätte man Young Galaxy wohl dennoch als die Retter von Indiepop bezeichnet. Weil sie Musik machen, die Momente mit bestimmten Sounds aufladen kann und wie in Glasperlen festhalten. Heute klingen sie wie von der Gegenwart überholt. Aber das dachte man sich bei Bands wie The Pains Of Being Pure At Heart, M83 oder The Radio Dept. ja auch schon.

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