Untogether

The Geklöppel continues, unter Wasser. Dieses Sehnsuchtsduo aus Montreal greift ein paar lose Enden von Chillwave auf und lässt sie ratlos wieder auf Grund sinken.

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Das Wort "Odyssee" trifft dieses Album nicht. Denn die original-fidelen Sandalenträger um Odysseus wollten nach dem Genozid an der Trojanern ja irgendwohin. Heim nämlich. Wurden dabei aber auf dem Seeweg zum Spielball der Götter, die da umgekehrt ihre Biowaffen – Kyklopen, Sirenen, Seeungeheuer und Nymphen – an ihnen ausprobierten. Und irgendwie möchte man so wie Poseidon diesem Duo aus Montreal, Blue Hawaii, auch ganz ordentlich ins Leben pfuschen. Die haben zwar definitiv bereits ihre Orientierung verloren, klingen aber so, als hätte man von der Odyssee nur die Teile zwischen der Action übrig gelassen, die langen Fahrten auf See, die uferlosen Stunden, die nirgends hin führten – Was ja eigentlich ziemlich postmodern-fragmentarisch-cool sein könnte. Und dieses verirrte Gefühl fangen Blue Hawaii ja tatsächlich überzeugend ein, mit Songtexten, die diffus um sich selbst kreisen, verhallten Loops oder einem Artwork, das im Blaugrau gefangen ist. Blue Hawaii musizieren mit Stimmschnipseln, die hier und da und dort auftauchen oder im Hintergrund verschwimmen – gerade so als wäre man auf Facebook, in einem Stimmengewirr ohne Escapebutton eingeloggt.

Was aber wäre, wenn man das Duo Blue Hawaii mit einem gigantischen Zitterrochen oder einem Kraken aufschrecken könnte? Ihre zweifelsohne behutsam gebaute Blase von Album könnte interessante Risse und Lecks bekommen. Denn so viel Nabelschau wie auf "Untogether" verträgt ja sonst nur der wohlstandsverwahrloste Mittelstand.

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