Volume Two

Käse in Perfektion

Sie macht Schauspielerei, er macht Alternative Country. Zusammen funktioniert das offenbar besser als das noch für „Volume One“ anzunehmen war.

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Zooey Deschanel und M. Ward hatten sich bei Dreharbeiten kennengelernt. Sie war eine verkappte Sängerin, er war bis dahin im Vorprogramm von Arcade Fire oder Conor Oberst aufgetreten. Sie hatte reichlich Demomaterial, das er dann produzierte. Aber anders als die Schauspielerkollegin Scarlett Johansson quetschte sie nicht einfach nur ein paar Coverversionen mit einem willigen und überaus fähigen Produzenten in einen minutiösen Terminplan hinein, sondern meinte das mit ihren Songs offenbar ernst – weniger Filmrollen, mehr Auftritte. Auch M. Ward wird sich zwischen all seinen Projekten wie den Monsters Of Folk oder einem überraschend erfolgreichen Soloalbum mehr Zeit für She & Him nehmen müssen. Immer größere Festivals fragen an. Nach dem Newport Folk Festival, South by Southwest steht das von Matt Groening kuratierte ATP an. Warum das überhaupt interessant ist? Weil genau das den Spagat abbildet, den She & Him derzeit meistern. Neben der weltweit größten Branchenmesse der Musikindustrie in Texas (SXSW) lebt das abgeschmackte Newport Folk Festival nur mehr vom Mythos des halben Skandals um Bob Dylans Elektrifizierung von US-amerikanischer Folk Music. Das englische ATP ist andererseits /das/ Gegenmodell zu den großen Abzockfestivals dieser Erde. Auf beiden gehen She & Him problemlos durch.

Das liegt daran, dass die Musik von She & Him ironisch gebrochen genauso wie auch unironisch funktioniert. She & Him pflücken vom Baum der US-amerikanischen Nostalgia: Carpenters, Linda Ronstadt, Conny Francis, abertausende Stunden radiotauglichem Kaugummi-Pop von 1912 bis 1978, aber auch Country sind die Zutaten von „Volume 2“. Zumindest oberflächlich besehen lassen She & Him allen intellektuellen Ballast hinter sich, Liebe ist einfach nur Liebe und der hübsche Typ von nebenan hat keine Zwangsneurosen oder schwerwiegende Bindungsprobleme. She & Him verbindet eine Liebe zu alten Zeiten, zu Phil Spector und der Carter Family, auf eine Art, in der zwischen Pop und Country kein ideologischer Unterschied mehr besteht. M. Ward hatte sich auf „End Of Amnesia“ bereits mit US-Mythen über den Umweg von David Lynch-Filmen beschäftigt. Dessen verstörende Abgründigkeiten, die Kehrseite des Konsumerismus, lösen She & Him aber lediglich in bekömmlichen, ironischen Dosen auf. Das Ergebnis ist Pop, der nicht die Welt, aber zumindest diesen Moment rettet.

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