We Are Fish

Grätenreich – Greenpeace, Umweltschutz und die eigene Doppelmoral. Vorzeige-Liedermacherin Clara Luzia macht jetzt laute Hippie-Poesie abseits vom Lagerfeuer und nicht mehr so nah am Wasser.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Clara Luzia Humpel zeigte bereits beim zerbrechlich-schönen Vorgängeralbum „Falling Into Place“, dass sie trotz allem kein Wässerchen trüben kann, trotz der schwierigen Zeit, wie sie in der Dokumentation "Oh Yeah She Performs" schildert. Das Neue „We Are Fish“ hingegen fühlt sich mit seinen elektrischen statt akustischen Akkorden an wie ein Sprung ins kalte Wasser. Für die Fisch‘ ist das Album aber trotzdem ganz und gar nicht. So, aufgelegte Redewendungen aus.

Aber ja, im Titelsong singt Clara Luzia tatsächlich verärgert über die Wasser-Verschmutzung. Da wirkt der Pathos des Faktischen, der aber mit den Songs selbst rückkoppelt. Man kann also mit der politischen Message motiviert mitgehen oder nicht, der Song mit der übermächtigen Drum-Coda am Ende steht ihr ausgesprochen gut. „A Presentiment“ handelt von bösen Vorahnungen und der eigenen Vergänglichkeit und steht auch instrumental erfreulicherweise ganz im gewohnt unprätentiös-charmanten Zeichen der Humpel’schen Popmusik.

Warum als erste Singleauskopplung „No One’s Watching“ ausgewählt wurde, scheint hingegen weniger selbstverständlich. Vielleicht als Vorwarnung? Um die große Wandlung weg von leisem Folk hin zu verzerrtem Rock zu demonstrieren? Clara Luzia wurde nämlich ihre eigene Musik zu fad. Sie wollte mehr Lautstärke. Die musikalisch kraftvolleren Stücke bleiben paradoxerweise allerdings die faderen. Sobald es jedoch wieder poppiger wird, („Monster In You“ oder „The Fall“) und Clara Luzia wieder diese beinah brüchige Wandelbarkeit ihrer Stimme zeigt, die einen immer so schön melancholisch gestimmt hat, ist alles wieder gut.

Okay, die Veränderung des Sounds war wahrscheinlich notwendig und überfällig für die Musikerin selbst, aber trotzdem – Clara Luzia klingt immer noch am besten, wenn sie zärtlich melodiös Höhen und Tiefen des Lebens reflektiert und dabei ganz – ‘tschuldigung – mädchenhaft klingt.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...