Die Welt da draußen ist viel schlimmer als Norwegen. Dreizehn kunstvolle, feinstoffliche Folk-Songs wollen vom Gegenteil überzeugen.
Norwegen, Land des Erdöls! Der staatliche Öl-Fonds „Staten Pensjonsfond“ ist derzeit schon cirka 563 Milliarden Euro schwer und könnte jedem Norweger einfach mal 110.000 Euro schenken. Reiche Norweger – also alle Norweger – sitzen also gerne in ihren lederbezogenen Ohrensesseln, nippen an einem Gläschen Aquavit und lauschen den Tönen von Thomas Dybdahl, dem sie ihre Liebe immer wieder mit Auszeichnungen bezeugen. Seine Musik schafft es gleichzeitig bodenständig und luxuriös zu sein, sie ist mit derselben eleganten Brillanz eingespielt wie der kunstvolle Country von Lambchop – nur eben viel folkiger. Er poliert diese zarten Lieder mit Seide und eiskaltem Meerwasser, bettet sie sanft auf Streichern, singt dazu mit kreidiger Stimme und lässt dazu leise im Hintergrund den Besen über die Schnarrtrommel rascheln. Folk – im Sinn von einfach, knorrig und ursprünglich – ist das nicht. Eher wie eine Bigband-Jazz oder Symphonic Rock, eine Abstraktion, eine Verfeinerung. Wenn man allerdings akzeptiert, dass sich Dinge weiter entwickeln dürfen und von ihren Anfängen entfernen, dass authentisch kein Wert an sich ist, dann sollte man Thomas Dybdahl zuhören.
Seine Songs erzählen von mächtigen Flüssen, vom fein gesponnen Alltag und natürlich dieser blöden, dummen Zweisamkeit, in schlichten Bildern, mit von Tau benetztem Tenor, so als könnten sich Melodien in eine laue, salzige Brise verwandeln. Auf seinem sechsten Album zimmert Thomas Dybdahl so beeindruckende Songs, die man als Kokon verwenden möchte, auch, weil die Welt da draußen eigentlich viel schlimmer ist, als Norwegen. Oder die Welt in diesen kleinen, schmucken Songdramen.