Für das TripHop-Revival ist es definitiv noch zu früh. Als Hybrid aus Witch House und norwegischem Electro gehen Thelma & Clyde aber durch.
Für TripHop ist gerade noch niemand bereit. Da mag Witch House noch so viel Düsternis und ∆SCII-CΩdes versprühen. Beide zelebrieren sie dissonante Klaustrophobie. Doch im Unterschied zu den harschen Flächen der Web-Geisterbeschwörer war das Problem bei TripHop die Gefälligkeit und Vorhersehbarkeit, mit der er schon bald häufig vorgetragen wurde. Genau diese Gefälligkeit macht auch dem norwegischen Duo Thelma & Clyde einen manchmal unschönen Klumpfuß. Auf ihrem Debüt „White Line“ entwächst die Bedeutungsschwere aus verlangsamten Beats, verzweifelten Synths und halbwachen Vocals. Die Stimme von Sängerin Hanne Kolsto trägt die Songs dabei nur halb. Thelma & Clyde sind nun in jenen Momenten am besten, in denen sie sich auf unbekanntes Terrain wagen – wenn sie zu einem verschwommenen Discobeat antriebslos von der Liebe singen oder die Moll-Seligkeit mit einem jähen Harmonie-Lichstrahl aufbrechen. Immer wieder scheint allerdings das Sound-Ideal von TripHop zu klar Pate gestanden zu sein. Und insgesamt finden sich auf „White Line“ zu wenige Tracks in derselben Kragenweite des besonders herausragenden „Chess“.