Wolf´s Law

Drei Waliser mimen den Eskapismus von Feist und Bon Iver und finden irgendwo in der Pampa in Maine ausgerechnet noch nie gehörten Stadionrock-Pathos.

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Dass die Natur gewaltigen Einfluss auf musikalische Komposition und kreative Prozesse nehmen kann, zeigen uns unzählige Platten der letzten Jahre deren Intensität sich aus der Isolation speist, in welcher sie entstanden sind. "Metals" von Feist oder Bon Ivers zweites Album zum Beispiel. Musikalischer Eskapismus hat etwas Magisches an sich. Das haben sich The Joy Formidable während ihrer Aufnahmen zum zweiten Longplayer „Wolf´s Law“ wohl auch gedacht: Der Großteil des Albums wurde in einer Hütte in Portland, Maine, aufgenommen. Winterstürme. Eiszapfen. Meter hohe Schneewände. Naturextreme vor der Haustüre.

Niedergeschlagen hat sich diese Nordpol-Idylle jedoch weniger in ihrer Zerbrechlichkeit als in hammerharter Energiebündelung und Lautstärke, die The Joy Formidable druckvoll und konsequent auf Plattenlänge zelebrieren. Wir erinnern uns: 2011 veröffentlichen die drei Waliser ihr Debüt „The Big Roar“ das New Wave Fans und Indie Kids gleichermaßen im Pogo zusammentreibt. Eine Tour durch das Vereinigte Königreich, unter anderem mit den Editors und Passion Pit und das Vorprogramm von Stadionfüllern wie Foo Fighters und Muse, machen sie zu einer Gitarrenband unter Beobachtung, deren Rock an the Subways und deren Vocals an eine jüngere Kim Gordon erinnern.

"Wolf´s Law" hat trotz Isolationsblase fern von Zivilisation und neonfarbigen Clubnächten nicht abgespeckt. Nur mit gitarrenlastigem Indie á la Yeah Yeah Yeahs oder the Strokes sollten The Joy Formidable nicht mehr verglichen werden. Dieser ist einem bombastischen Stadionrock mit Hang zum Pathos gewichen, der an „This is War“ von 30 Seconds to Mars erinnert: mit Violinen garnierte Filmmusik leitet die Single „This Ladder Is Ours“ ein, „The Leopard And The Lung“ offenbart noch nie gehörte Pianoklänge, flächige Keyboards machen alles noch etwas epischer. Schlussendlich bleibt als einziger Ruhepol das akustische „Silent Treatment“, das zumindest bis zur nächsten Rockgeste die Eiszapfen draußen zum Schmelzen bringt.

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