Man könnte meinen, Morrissey sei in einen Jungbrunnen gefallen: Als sich The Smiths 1987 auflösten, war Morrissey 28. Sein Vermächtnis: der depressive Soundtrack für die Adoleszenz aller Underdogs dieser Welt. Jetzt, mit knapp 50, das große Punkalbum als meisterliches Alterswerk. Unter der musikalischen Führung des Rockabilly-Gitarristen Boz Boorer versprüht das neue Album ungewohnt rockige Lebensfreude, […]
Man könnte meinen, Morrissey sei in einen Jungbrunnen gefallen: Als sich The Smiths 1987 auflösten, war Morrissey 28. Sein Vermächtnis: der depressive Soundtrack für die Adoleszenz aller Underdogs dieser Welt. Jetzt, mit knapp 50, das große Punkalbum als meisterliches Alterswerk. Unter der musikalischen Führung des Rockabilly-Gitarristen Boz Boorer versprüht das neue Album ungewohnt rockige Lebensfreude, das nach vorne gemischte Schlagzeug duelliert sich mit der immer noch leidenschaftlichen Stimme, während weiter hinten jaulende Gitarren, Orgel, Trompeten und sogar Mariachibläser für Wirbel sorgen. Das Erfolgsrezept dürfte das zweijährige Songwriting und das vorab auf Tour erprobte Material sein. Man spürt die Sicherheit und Routine der live im Studio eingespielt Tracks, keine Spur mehr von der schwülstigen Breite des Vorgängers. Stattdessen Dynamik und Aggressivität, „I’m Throwing My Arms Around Paris“ weckt gar Erinnerungen an die späten Smiths. Es gibt keinen Song, der nicht auf seine Art zu überzeugen weiß. Bleibt dies – wie angekündigt – Morrisseys letztes Album, so ist ihm ein würdiger Abgang gelungen.