Young

That Summer Feeling
Sommer ist gerade überall. Auch bei dem Londoner Girl-Boy-Duo Summer Camp wird er mit sechs Songs ins Unendliche verlängert.

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Menschen rund um den Internet-fizierten Globus waren von den ersten, anonym nach MySpace verschobenen Tracks von Summer Camp begeistert. Mit der ersten EP »Young« bemühten sie sich redlich, dass das Duo nicht in den Chillwave-Eimer plumpst. Man könnte ja versehentlich den Sound des Vorjahres abfeiern. Dabei haben Summer Camp einiges mit den /Wunderbare Jahre/-Sektierern von Washed Out und Toro Y Moi gemein. Ihre verträumten Songs sind unter einer dicken Schicht aus Watte und Stahlwolle vergraben, Gitarren rascheln, Synths zirpen, Bässe trippeln, Echos machen ihr Ding; und in den Videos lebt es sich unbeschwert in einer 70er Jahre Ferienerlebniswelt, sei es am Strand von Caorle, Brighton oder Myrtle Beach – überall warten hier ewige Erinnerungen aus einer Welt vor dem Netz und dem Krisen-Kapitalismus.

Jeremy Warmsley und Elizabeth Sankey von Summer Camp sehen nicht so besonders aus. Wie zwei Festivalbesucher aus dem Katalog nämlich, wie zwei – oh ja, die gibt es noch immer – Hipster, über die man sich punktgenau in Blogs und Videos lustig machen kann. Wenn aber einen Micky Maus-Pulli oder eine Franz Fuchs-Brille zu tragen der letzte Ausweg ist, um nicht wie einer dieser idiotisch erfolgreichen Indierock-Serienclowns aus Gossip Girl oder The O.C. in ihren karierten H&M- und Levi’s-Klamotten auszusehen, oder nein, zu /sein/; ja dann was? Summer Camp kommen spät, aber immer noch rechtzeitig. Sie sind bei allem Zeitgeist ihres Nostalgiepops, bei allem, was schon vor ihnen probiert wurde, trotzdem auch einzigartig. Das Duo schreibt Teenager-Sehnsucht nieder, kleidet sie in Klangdickicht, lässt sie gespenstisch aussehen, nimmt den Faden der 60s Girl Groups wieder auf. Summer Camp haben mehr mit She & Him gemeinsam als mit den frühen Air und haben bei allen Unzulänglichkeiten eine Nase für einfache, effektive Melodien, für einfache, effektive Texte. Dabei rücken sie so eng an ihre filmischen Vorbilder heran – La Boum, Ferris macht Blau, Le Péril Jeune, Crazy, Breakfast Club – loten die unsicheren Blicke von blutjungen Erwachsenen, Prügeleien und Tränen so intensiv aus, dass ihre Musik schon fast wieder in diesen verschwindet. Erst das erste, zweite, dritte Album wird beweisen, ob die Stränge eines Hypes halten. In der Zwischenzeit verlängert die EP »Young« den Sommer.

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