Zeros

Das zweite Album von The Soft Moon vertont abermals die kältesten Seiten des Postpunk. Passenderweise heißt es "Zeros" – es ist ein sinnloses Leben.

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Luis Vasquez ist ein Freund der Reduktion und der selbstauferlegten Limitierung. Im Artwork für sein Projekt The Soft Moon hat er bislang gerne den Minimalismus, die klaren Linien und die schlichten geometrischen Formen des russischen Konstruktivismus bemüht, sein musikalisches Vokabular ist ein klar definiertes und mit voller Absicht begrenztes: Der eigenbrötlerische Musikant aus Oakland, der sich nur auf Tour so recht für das Zusammenspiel mit anderen Menschen erwärmen kann, bezieht sich mit The Soft Moon ausdrücklich auf die Schattenseiten der Musikgeschichte zwischen den späten 70ern und den frühen 80ern – es geht hier also wieder einmal um die Aufarbeitung von schmerzgeplagtem Postpunk und No Wave, dessen vorderste Absicht oder Dringlichkeit es war, die Isolation und die Zerfurchung der Seele zu vertonen bzw. der Angst und Klaustrophobie im eigenen dünnen Körper ein schmales Ventil zu geben. Joy Division heißen hier so – wie so oft in den letzten zehn Jahren – die Vorbilder, oder auch Suicide und Chrome.

So wie es diese beiden Duos schon vor über 30 Jahren getan haben, werden bei The Soft Moon der böse Geist der Maschine, ihr Fauchen und ihr Zischen beschworen. Luis Vasquez lässt die Synthesizer monoton zwitschern und zieht kalte Nebelwände auf, der Beat rumpelt stoisch und schlägt mit scharfer Präzision Narben ins Herz. Der Gesang, sofern es denn einen gibt, ist meist ein nicht entschlüsselbares, wortloses Stöhnen, Flüstern oder Kreischen. "Zeros" ist das schon zweite Album von The Soft Moon, der Sound des Projekts hat sich im Vergleich zum Vorgänger kaum verändert: Während das Debüt noch ein wenig vom Charakter des Herumprobierens geprägt war, ist die neue Platte jetzt eine selbstbewusste und konzentrierte Übung in Verzweiflung und Verweigerung. Ein schwarzer Monolith, der trotz seiner überdeutlichen Bezugnahem auf alte Muster so weihevoll und eigenständig in der Eiswüste, die unser Leben ist, herumsteht, wie kaum irgendetwas anderes sonst im Moment.

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