Anspruchsvolle Texte, humoristische Szenen und dynamische, gefühlvolle Beziehungen zwischen Menschen und Generationen: »Obstacles in Our Sky« tarnt sich geschickt als Unterhaltung für Jugendliche, doch seine Tiefe und Vielschichtigkeit machen es zu einem Erlebnis für Zuschauer*innen jeden Alters.
Johanna Heusser und Jesse Inman, die im Großen und Ganzen sich selbst spielen, verkörpern ein Duo, das irgendwie awkward ist. Zu Beginn werden sie durch ihre Sternzeichen und Aszendenten vorgestellt. Schnell wird jedoch klar, dass die Vorstellung persönlicher und tiefer geht als die üblichen Wochenhoroskope, die man auf Seite Drei eines Lifestyle-Magazins findet. Sofort gewinnen die Charaktere Sympathie, da man spürt, dass hier nicht viel dazu erfunden wurde. Die Choreografiefehler, die hier und da aufzutreten scheinen, wirken wie raffiniert platzierte Gags, um die Glaubwürdigkeit des skurrilen Duos zu verstärken – ganz sicher kann man sich jedoch darüber nie sein. Das Ganze wird untermalt durch den deutsch-schweizer Akzent von Heusser, der durch ihr Englisch hindurchschimmert und im Kontrast mit Inmans britischem Englisch steht. Doch keine Sorge für all diejenigen, die mit Englisch nicht so vertraut sind – die Texte werden auf einem kleinen Bildschirm übersetzt. Diese Echtzeit-Übersetzung unterstreicht die schauspielerischen Fähigkeiten der Zwei, da man eigentlich das Gefühl bekommt, die beiden Protagonist*innen halten diese Gespräche zum ersten Mal. Es wirkt so unbeschwert und normal, wie die Chemie zwischen zwei alten Freund*innen. Nichtsdestotrotz steht auf dem Bildschirm die genaue Übersetzung von dem, was die beiden gerade zu improvisieren scheinen.
Oma Heusser und Discoscope
Wie so oft im Dschungel scheint das Bühnenbild auf den ersten Blick bescheiden, doch im Laufe des Stückes entfaltet es sich zu einer faszinierenden Szenerie. Zwei riesige Bälle thronen über den Köpfen und repräsentieren Sonne und Mond, während Diskokugeln, die durch den Raum gleiten, Sterne und verschiedene Konstellationen darstellen. Zwischen mitreißenden Tanz- und Gesangsperformances und beunruhigend ruhigen Dialogen zwischen Inman und ausgewählten Zuschauer*innen entsteht eine amüsante Stimmung. Durch dieses wilde Gemisch hindurch hört man immer wieder den Rat von Heussers Großmutter, einer tatsächlichen Astrologin seit über 50 Jahren, die mit Horoskopen und Menschen vertraut ist. Die Einbindung ihrer Oma verleiht dem Stück eine zusätzliche Intimität und Persönlichkeit. Selbst ich als Nicht-Gläubige muss gestehen, dass ich durch ihre Sichtweise auf Horoskope ein neues Verständnis für das Thema gewonnen habe. Nach ihrer Ansicht sollte Astrologie nichts vorschreiben, sondern in schwierigen Übergangszeiten und Momenten der Ungewissheit unterstützen.
Jugendstück für Erwachsene
Nach der Aufführung und dem lautstarken Applaus der Zuschauer*innen wurden die Gäste eingeladen, an einer kleinen Fragerunde teilzunehmen – ein abschließender Schritt, um das Publikum auf die Bühne zu bringen und transparent zu zeigen, wer Heusser und Inman wirklich sind. Fragen darüber, wie sie sich kennengelernt haben, warum sie ein Stück über Horoskope geschrieben haben und was die Großmutter dazu gesagt hat, wurden charmant und ehrlich von den beiden beantwortet. Warum das Stück als Jugendstück kategorisiert wurde, obwohl es tatsächlich anspruchsvolle philosophische Themen behandelt, konnten sie jedoch nicht erklären. Solange uns so jedoch solch knackig kurzen Produktionen über amüsante Themen beschert werden und ich einen Grund habe öfter in den Dschungel Wien zu gehen, kümmert mich die genaue Einordnung wenig.
»Obstacles in Our Sky« lief nur auf vier Termine limitiert im Dschungel Wien. Am 19. Juni 2024 ist es nochmals im Theater am Ortweinplatz in Graz zu sehen. Die Produktion wurde für den Stella Award nominiert.