Das Label Rock Is Hell ist mit diesem Jahr kein Teenager mehr. Einer der vielen Meilensteine zum Jubiläum kommt von Allrounder Wolfgang Lehmann – in einer gewohnt kreativen Vinylausführung.
Wolfgang Lehmann ist eine Person mit vielen Namen, noch mehr Aliassen und überhaupt einer ewigen Liste an Kollaborationen, bei denen der überall die Finger im Spiel hat. Es mag eine verzerrte Erinnerung sein, aber in den Archiven dieser Rezensionssektion wurde Wolf Lehmann – vielleicht noch als Möstl damals – als so was wie König Midas be- bzw. überzeichnet. Aber irgendwo stimmt’s ja schon, dass es manche Leute gibt, bei denen man einfach weiß, dass es passt.
Jedenfalls kommt von Wolfgang Lehmann ein neues Album und wenn ihm die Feature-Gäste (Sophie Löw von Culk ist beispielsweise an Bord) ausgehen, wird einfach mit sich selbst und dem einen oder anderen zusätzlichen Vergangenheits-Ich kooperiert. Da sind auch die Studiokosten gleich ein bissi einfacher zu teilen. Musikalisch sind – rein subjektiv, selbstverständlich – vergangene Veröffentlichungen Lehmanns für den geneigten Autor interessanter (Melt Downer, hallo?), gut ist »Human Art« aber allemal.
Beim Timing fängt’s zu menscheln an
Den Extrapunkt gibt’s, weil das steirische Label Rock Is Hell – das heuer übrigens 20-jähriges Bestehen feiert – den Release mal wieder besonders gemacht hat: »Human Art« erscheint dort als Kollektion aus insgesamt vier Seven-Inch-Vinyls. Darauf sind die einzelnen Tracks wie »Come« von Wolf Lehmann und »Home« von Mile Me Deaf. Die Titel klingen relativ ähnlich, gell? Werden bestimmte Tracks gleichzeitig gespielt – Faktor Mensch! –, ergibt sich ein neuer. In obigem Beispiel eben »Come Home« von Wolf Lehmann und Mile Me Deaf.
In der für die Rezension zur Verfügung gestellten digitalen Playlist ist das eher eine weniger einladende Second-Screen-Experience. Macht mit einer zweiten Person schon mehr Spaß – und ob sich nicht noch weitere Hidden Tracks auf den Scheiben finden? Allein schon der Gedanke an fröhliches Herumgepitche auf mehreren Plattenspielern erweckt Freude, das sei am besten selbst ausprobiert.
Apropos Freu(n)de, apropos Kooperation: Wer nicht glaubt, dass Lehmann sie alle kennt, möge sich am 27. Juli bei der Popfest-Seebühne selbst überzeugen. Da kommen die nämlich – alle.
Das Album »Human Art« von Wolfgang Lehmann ist heute, also am 19. Juli 2024, bei Rock Is Hell Records erschienen. Am 27. Juli tritt er als Teil von Wolfgang Möstl & The Friends auf der Seebühne des Popfest Wien auf.