Wenn es Mama gefällt, ist es zu poppig

Ant Antic hätten lieber Matrikelnummern anstatt Bandnamen, finden Musik-Patriotismus schwierig und haben sich auf ihrer ersten EP „Blood Sugar“ von Motsa und CaTekk remixen lassen. Dass aus dem Duo etwas werden würde, wussten ihre Kollegen aber schon vor Monaten.

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Ant Antic also. Wir könnten an diese Stelle eine halblustige Ameisen-Metapher stellen, lassen es aber. So eine wird ihnen wahrscheinlich noch oft genug vorgelegt werden. Wir haben Tobias Koett und Marco Kleebauer beim lässigen Interview am Yppenplatz auch nicht gefragt, warum sie sich eine so seltsame Alliteration als Namen ausgesucht haben, auch wenn uns das vielleicht eine ewige Erwähnung in ihrer zukünftig vielgeklickten Wikipedia-Historie eingebracht hätte. Lieber haben wir über ihre weirde erste Begegnung, über Hoodies, Selbstdisziplin und ihren Club-fernen Live-Anspruch gesprochen.

Letzteren werden die beiden am 30. April im Fluc zeigen. Dort präsentieren sie ihre am nächsten Tag erscheinende EP „Blood Sugar“ ganz offiziell mit einem Rahmenprogramm der halben JHruza Records-Familie. Was macht nun aber ihren besonderen Live-Anspruch aus? Sie sind zu dritt. Robert Bodenstein ist dabei, was Tobias und Marco von Anfang an ein Anliegen war, empfinden sie elektronische Musik live – abseits vom finsteren Club-Szenario – doch oft als schwach und substanzlos. Weil der Dreck fehle und alles zu steril klinge und auch klingen müsse. Organik sei live aber doch das Wichtigste. Und dass man die Songs beim Lagerfeuer singen kann. Aber dazu später.

Das ganze Interview wird übrigens von einer gigantischen erdachten (lacht.)-Klammer umschlossen. Sie hinter jeden einzelnen Satz zu stellen, wäre uns ein bisschen zu mühsam gewesen. Ant Antic sind nämlich ziemlich lustig.

Das Projekt hat vorletzten Sommer begonnen und ihr habt lange eine Art Online-Beziehung geführt. Wie war dann die erste Begegnung im real life?

Marco: Wir sind in Zeitlupe…

Tobias: …aneinander vorbeigelaufen. Wir haben uns eigentlich erst beim ersten Konzert kennengelernt.

Marco: Es war schräg. Wir konnten überhaupt nicht smalltalken.

Tobias: Wir haben eine Zeit gebraucht bis wir warm geworden sind. Wir hatten auch nicht vor, dass das eine längere Zusammenarbeit wird. Das hat sich dann so ergeben. Davor haben wir ganz klassisch Mail-Kontakt gehabt. Ich hab da ein ganz förmliches Mail bekommen von Marco. Er hat mich gesiezt.

Marco: So ein Blödsinn! Ich hab ihn über einen Freund kennengelernt, der hat ihn mir vorgeschlagen, weil ich jemanden gesucht habe, der auf einem Track von mir singt. Dann habe ich ihn angeschrieben.

Redest du eigentlich über deine Vergangenheit in Interviews oder ist es wie bei SOHN, dass mir eigentlich euer Management hätte sagen sollen, dass ich keine Fragen dazu stellen soll?

Tobias: Ich muss jetzt nicht dezidiert über Clains reden, aber es ist kein Geheimnis, dass wir früher schon Projekte gehabt haben bzw. Marco noch immer welche hat.

Ist es schlauer, die Vergangenheit in dem Fall komplett hinter sich zu lassen oder etwas daraus in neue Projekte mitzunehmen?

Marco: Es ist gerade ein Trend, dass man alles hinter sich lässt, was man früher gemacht hat, dass das alles dann irrelevant ist. Ich gebe dem gar keine Gewichtung. Ich habe vorher andere Musik gemacht und jetzt mache ich die.

Tobias: Es ist vielleicht im Trend, sich möglichst mysteriös zu geben und sich ein bisschen zu verstecken. Aber wir müssen uns jetzt nicht zwingend einen Hoodie aufsetzen, um das zu machen, was wir machen. Es muss auch nicht sein, dass die nächsten zwei Jahre kein Foto von uns im Internet kursiert. Bei Acts wie Rhye fand ich das gut, da weiß man ja anfangs wirklich nicht, ob da ein Mann oder eine Frau singt und das hat er dann als Stilmittel für sich genutzt. Das ist aber nur besonders, weil seine Stimme so besonders ist.

Ihr habt euch mit JHruza Records und Ink Music ja relativ bekannte, äh, „Player“ ausgesucht in der Wiener Indie-Szene. War das bewusst?

Tobias: Es war uns wichtig, dass wir mit Leuten zusammenarbeiten, die wir kennen und deren Arbeitsweise wir schätzen. Dadurch, dass wir elektronische Musik machen, war das klar mit JHruza Records und auch von ihrer Seite bestand gleich Interesse. Sie sind außerdem auch so auf Do-It-Yourself und machen am liebsten alles selber, was sie selber machen können.

Aber warum die beiden? Die haben ja gar nichts miteinander zu tun.

Tobias: Es ist eine gute Kombination, weil wir uns da sowohl bei der elektronischen als auch bei der Indie-Seite bedienen können. Da picken wir uns die besten Rosinen heraus. Wir sind sehr glücklich damit, wie das alles bisher gelaufen ist. Dass uns auch alle so entgegengekommen sind auch.

Ihr bedient damit dann quasi gleich zwei Zielgruppen.

Tobias: Ja, voll. Da wir die Musik live als Band umsetzen, sind wir nicht nur für Clubs, sondern auch für Festivals geeignet. Es gibt überall ein freies Platzerl für uns. Wir spielen heuer zum Beispiel beim Waves Festival, Rock im Dorf und Home Is Where Your Art Is in Niederösterreich.

Marco: Home is where your heart is?

Tobias: Art!

Marco: Ah, ich dachte, du kannst kein „h“ aussprechen.

Tobias. Geh!

Bild(er) © Julian Mullan.
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