Kunscht und komische Geräusche aus Heinrichs Sägewerk – Rosi Spezial veröffent­lichen »Katza-Jazz«

Rosi Spezial, die »Freejazz­pop­musik­kapelle«, experimentiert abseits der Norm. Extravaganz trifft dabei auf musikalische Kapazität.

© Natali Glisic

Auf »Frei Jass«, der ersten musikalischen Extravaganz auf »Katza-Jazz«, wird jene Sorte fiebrige Unrast frei, mit der Pollok seine Gemälde gemalt oder Burroughs die Cut-up-Technik angewandt hat. Der elfminütige Eklektizismus ist aber – wie der Rest des Albums – mit viel Humor und einem »Saxophönle« ausgestattet. Warum? Weil das Sägewerk vom Heinrich seit dem frühen Morgen um halb sechs ein komisches Geräusch macht. Rosi Spezial manövrieren jenseits der Norm.

Wäre »Katza-Jazz« ein Museum, so wäre »Frei Jass« jene Klanginstallation gleich beim Eingang links, die die Besucher*innen mit einem Fragezeichen auf der Stirn zum Weitergehen drängt. Psychedelic Jazz – nichts für schwache Nerven! Auf »Hundeholz« geht es gleichermaßen artsy und doch ganz anders weiter. Andersartsy sozusagen. Geradeaus stampft der Beat zur gewürgten Gitarre. Hörspielelemente ergänzen die Darbietung. Der Furor kennt nur ein Ziel: die tonale Vernichtung von »Hundeholz«. In zwei Minuten ist alles gesagt. Erzählt wird auf Vorarlbergisch. Hinter dem Arlberg scheint somit der Exot*innenbonus fix. Aufgrund der musikalischen Eskapaden sicher auch davor.

Well played, Rosi Spezial!

»Ratzaköpfle« erstreckt sich dann über zehn Minuten, entwickelt sich vom sphärischen Erlebnis zur rhythmischen Ekstase: Repetitiv, etwas unheimlich und für Freigeister zum Robot-Dance geeignet. »Sure Kätzle« beginnt mit einer falschen Fährte, auf die die Hörer*innen gelockt werden sollen. Das hell klingende, herrlich poppige Gitarrenriff wird vor seiner Entfaltung abrupt abgeschnitten und von einer avantgardistischen Dampfwalze überrollt. Die Falle schnappt erbarmungslos zu. Die Enttäuschung, der Band auf den Leim gegangen zu sein, ist genau so groß wie die kurz zuvor zerstörte Hoffnung auf ein lauwarmes Poplied zur Entspannung zwischen den Herausforderungen auf diesem Album. Well played, Rosi Spezial! Auf »In Walked Evi« erlebt man zum Schluss noch einmal das freie Improvisieren der vier Katzaköpf aus dem Ländle. »Katza-Jazz« ist frisch, wild und mit alemannischer Komik versetzt.

Rosi Spezial »Katza-Jazz«

Das Album »Katza-Jazz« von Rosi Spezial ist heute, also am 29. September 2023, bei Füdla Records erschienen. Die Band ist am 20. Oktober im Kramladen in Wien live zu sehen.

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