Sandros Musikjahr 2020

Alle Jahre wieder blickt unsere Redaktion auf die musikalischen Highlights der letzten zwölf Monate zurück. Mit streng subjektivem Blick. Was Sandro Nicolussi 2020 musikalisch bewegt hat, könnt ihr hier nachlesen.

Songs des Jahres 2020

Deathdeathdeath »The Shade Of Shards«
Dass es noch kein DDD-Album gibt, könnte daran liegen, dass Fazo (der Mensch hinter DDD) neben seiner unermüdlichen Produktion von Memes auch unter anderem bei Baits das Zeug schlägt. Zeit wär’s jedenfalls …

Ebow »Feuerzeug«
Im September wurden zwei Women of Color am Donaukanal festgenommen, nachdem sie den genannten Track gesungen hatten. Die Lyrics könnten für PolizistInnen ungustiöse Parts enthalten. Ein Großteil der verhängten Strafe wurde anschließend durch einen von Ebow eingerichteten Spendenpool gesammelt.

Farce »Kiss Me« (Sixpence-Non-The-Richer-Cover)
Es erfordert einiges an Mut, Welthits unironisch zu covern, und einiges an Talent, wenn man sich dabei nicht von butthurt die-hard Fans (»früher war alles besser«) zerfleischen lassen will. Und joah, Farce hat den Track sogar noch besser gemacht und wird ihn 2021 zurück in die Clubs bringen.

Soap & Skin »What’s Going On?« (4-Non-Blondes-Cover)
Eigentlich gilt hier dasselbe wie im Absatz darüber, aber das Cover-Werk von Anja F. Plaschg ist dabei so eigen, dass es zusätzlich zur absoluten Banger-Tauglichkeit auch noch jedem Copyright-Claim elegant aus den Händen tanzt. Dazu kommt, dass der Text mit jeder Zeile die Grundstimmung des vergangenen Jahres widerspiegelt, was die kräftigen Drum-Hits perfekt abrunden.

Gerald VDH »Martyr«
Für den Release seiner EP »Martyr« hat Gerald VDH zwischen den Lockdowns eine der berüchtigten »privaten« Partys im Sass geschmissen. Vor ein paar Monaten noch etwas umstritten (aber sicher!), heute schon wieder unmöglich. Eine der wenigen unbeschwerten Nächte des Jahres, bei der bis vier Uhr getanzt werden konnte und auch wurde. Die Gänsehaut hielt bis zum nächsten Tag und kommt beim Hören des Tracks wieder.

Crack Ignaz »Nicht von hier«
Mitte des Jahres erschien das Album »Sturm und Drang« von Cracki, von dem ich nicht wirklich begeistert war. Die Abkehr vom jenischen Salzburg-Slang-Rap ließ gestreamlinte Pop-Hits befürchten. »Nicht von hier« nimmt diese Angst.

Call The Mothership »Hope«
Does it Djent? Yes, it does. Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.

Sandros Dream »Rundum unwohl«
Vor ein paar Jahren habe ich mir über Willhaben einen Pocket Operator gekauft. Heuer erreicht mich vom Verkäufer eine Mail mit dem Link zum Album »Rituale zu zweit«. Artist: Sandros Dream. Taugt mir. Die Tracks sind dabei eine abwechslungsreiche Reise durch mehrere Spielarten der elektronischen Musik, pragmatisch produziert anstatt in überteuertem Gear ertränkt.

Dregs »Dust To Dust«
Auf keine Platte habe ich in diesem Jahr länger gewartet als auf die »Built To Rot EP« von Dregs. Genau gesagt ist die Scheibn noch immer nicht da, die zwei Demos, die bisher online sind, lassen aber Brachiales vermuten.

Kerosin 95 »Status quo«
Was könnte diese Liste besser abschließen als ein musikalisch ausgereifter Rant gegen den Status quo? Richtig, nichts. Deswegen direkt auf Heavy Rotation.


Auch nicht schlecht:

Mit Livekonzerten war dieses Jahr nicht so viel los, ein paar schöne Momente gab es dennoch. Besonders gepackt hat mich die semi-öffentliche (Plätze wurden verlost) Unplugged-Show von My Ugly Clementine. »Peeled« lautete der Titel dieses sehr engen Konzerts, bei dem an einer Stelle fast das ganze Publikum mit der Band sang, nachdem die Lyrics zu »Unwritten« von Natasha Bedingfield verteilt worden waren.

Das legendäre Duo Kruder & Dorfmeister hat sich für die Veröffentlichung seiner Platte »1995« überlegt, so zu tun, als hätte man die alten Testpressungen beim Aufräumen im verstaubten Lockdown-Keller gefunden. Für sechs Tracks des Albums stimmt das auch, aber in den Medien wurde es häufig in der romantischen Version wiedergegeben: gefunden, gehört, noch immer für gut befunden, veröffentlicht. Nice one – und die Tracks können sich (egal, ob alt oder jung) ebenfalls hören lassen.

Unter dem Titel »Bad Gear« hat Audio Pilz seit Februar diesen Jahres auf Youtube vermeintlich unbeliebtes Musikequipment getestet und daraus nicht selten unterhaltsame Geschichten und beeindruckende Jams gezimmert, Dafür kann er nach einem Dreivierteljahr über 23.000 AbonentInnen verzeichnen.

Den Titel »schönstes Musikvideo« verdient das Sehvergnügen aus dem Hause Studio Steroid, das den Track »X To Love« von Jon Gravy begleitet:

Salò verdient sich den Titel des »most dedicated act of the year«, nachdem er sich die Tracklist seiner auf Platte erschienenen EP »Tränen zu Wein« ungeniert hat tätowieren lassen, um sie dann wiederum als Grafik zu verwenden. Ich werde hier nicht schreiben, dass das unter die Haut geht – aber es ist schon sehr grandios. Außerdem sehr hörbare Musik.

Zum Abschluss ein kleiner Hinweis in eigener Sache: Am internationalen Tag der subversiven Botschaften (13. Dezember) erschien meine Debüt-EP: Bydl »It’s Not Over Till You’re Under//Ground«. Die vier Tracks gehen raus an alle Menschen, die meine Rezensionen im Jahr 2020 nervig, schlecht oder übertrieben fanden: Come at me! Außerdem geht die Hälfte der Einnahmen, die diese EP bis Ende 2020 lukriert, an Sounds Queer? – ein wertvolles Projekt für die Wiener Szene, dem für das kommende Jahr die Förderungen gestrichen wurden.

Wir sehen uns dann im nächsten Jahr, Bussis und stay sane!

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