Ihren sanften Sound brechen Schmieds Puls auf »Manic Acid Love« etwas auf. Mira Lu Kovacs’ Stimme bleibt aber dessen Herzstück. Ein Album über die Liebe, Selbstbestimmtheit und die eigene Verletzlichkeit, das überdies das vielleicht schönste je gesungene »Fuck you!« zu bieten hat.
»You should leave this with me, so I can double it«, singt Mira Lu Kovacs in »The Plan«, dem ersten Song von »Manic Acid Love«, und man ist geneigt ihr zu glauben. 2017 veröffentlichte sie gemeinsam mit Kompost 5 als 5K HD eines der interessantesten Alben des Jahres und zeigte damit, dass ihre Stimme vermutlich in jeglicher Komposition zum Herzstück wird. Genau darauf baut auch das neue Album von Schmieds Puls. Dennoch ist »Manic Acid Love« lauter und direkter als gewohnt und wirkt wie ein vehementer Versuch, endgültig vor der Bezeichnung Singer-Songwriter in Richtung avantgardistischer Folk-Pop zu fliehen.
Es wäre jedoch übertrieben zu behaupten, das Trio hätte sich seit »I Care A Little Less About Everything Now« neu erfunden. Die sanft gezupfte Gitarre bleibt, darf aber zwischendurch auch härtere Töne von sich geben, das Schlagzeug, das bisher oft nur einen Hauch von Berührung erfuhr, wird zuweilen stärker beansprucht und Mira Lu Kovacs’ Stimme bleibt zart und klar, wirkt in Kombination mit den nicht selten wütenden Lyrics dafür in manchem Track auf eine gewisse Art und Weise fast bedrohlich und karg.
Hauptthema Liebe
Wer Schmieds Puls bisher Naivität und Mädchenhaftigkeit zugeordnet hat, wird spätestens nach diesem Album umdenken. Denn obwohl die Band noch immer von einem im Grunde sanften und zuweilen fragilen Sound lebt, wird dieser immer öfter aufgebrochen. Und auch wenn das Hauptthema des Albums – man könnte es anhand des Titels fast erahnen – die Liebe ist, geht es nicht um romantische Zweisamkeit und Sehnsucht, sondern um eine Auseinandersetzung mit der eigenen Verletzlichkeit und um Selbstbestimmtheit. Letztere findet ihren Höhepunkt in »Superior (Fuck You)«, einem Track, der sich vor allem durch das Wechselspiel von sanften, erzählerischen Parts, grollenden Gitarrenklängen und klaren Ansagen auszeichnet und vielleicht das schönste je gesungene »Fuck you!« ist.
»Manic Acid Love« von Schmieds Puls ist am 7. September 2018 bei Play Dead Records erschienen. Die Band ist an folgenden Terminen live zu sehen: 10. Oktober, Linz, Stadtwerkstatt — 11. Oktober, Bludenz, Remise – 12. Oktober, Salzburg, ARGE Kultur — 18. Oktober, Graz, Orpheum — 20. Oktober, Krems, Kino im Kesselhaus — 25. Oktober, Wien, Wuk.