Das Jägerlatein der Buchdrucker klingt überraschend griffig. Das Nachschlagewerk zur Büchersammelwut "Bibliomania" erscheint am 22.3.2014, dem Indiebookday.
"Bibliomania – Es lebe das Buch" heißt das Buch, das Begriffe wie Schmutztitel oder Hurenkinder aus der schwarzen Kunst, sowie Historisches zur Erfindung des Papiers oder zu den »Zwanzig Methoden, eine Bibliothek zu ordnen«, verdichtet – mit zig weiteren Auflistungen und Zitaten.
Listenreich, willkürlich zusammengestellt erlaubt das Kompendium mit Fakten aus der Bücherwelt ein Querschmökern für Literaturaffine. Welche Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben welche Literaturpreise gewonnen? Wofür steht das eine oder andere Pseudonym? Wie hießen die Gastländer der Frankfurter Buchmesse? Was sind die berühmtesten Romananfänge?
Mühevolle Auflistungen von literarischen Fakten, die auch sonst mittelleicht zu recherchieren wären, dominieren die Sammlung. Bedeutendes und Triviales ist kreuz und quer arrangiert. Eine große Gefahr stellt sicher die lektüreanregende Wirkung dar, denn diese Listen – etwa 10 bedeutende russische Romane, 30 Autoren moderner jüdischer Literatur – steigern mit der Leselust auch die Verzweiflung, dass man nicht alles lesen kann.
#Indiebookday
Herausgeber Steven Gilbar verortet einige Zeit nach dem Einzug von eBooks (Link zur Rundschau in der Szene) eine Renaissance des Mediums Buch in seiner traditionellen Form aus Leinen und mit Lesebändchen. Ist es zweifellos etwas hoch gegriffen von einem Comeback zu sprechen, so deutet dieser Ansatz die Nostalgieverliebtheit des Nachschlagewerks an. Geschichtliches zum Thema Buch und Literatur überwiegt obwohl es anlässlich des Indiebookdays erscheint, der immerhin erst letztes Jahr ins Leben gerufen wurde.
Kleine unabhängige Verlage setzen dabei auf ihre internetaffinen Leser und versuchen mit dem Indiebookday eine Community zu versammeln und zu beleben. Die Grundidee: Aufmerksamkeit schaffen. Für unabhängige Verlage, unbekanntere Autorinnen, Autoren, lokale Buchläden. Der Indiebookday entstand im Januar 2012 in Anlehnung an den Record Store Day, der seit Jahren weltweit dazu aufruft, Platten von Indie-Labels in kleinen Plattenläden zu kaufen. Die Anleitung ist einfach: "Geht am 22.03.2014 in einen Buchladen Eurer Wahl und kauft Euch ein Buch. Irgendeines, das Ihr sowieso gerade haben möchtet. Wichtig ist nur: Es sollte aus einem unabhängigen/ kleinen/ Indie-Verlag stammen. Danach postet Ihr ein Foto des Covers, des Buches, oder Euch mit dem Buch (oder wie Ihr möchtet) in einem sozialen Netzwerk (Facebook, Twitter, Google+) oder einem Blog Eurer Wahl mit ‚#Indiebookday‘."
Klingt nach einem Aufruf Geld und Zeit rauszuwerfen, das man nicht hat? Ja, Bücherleute haben es halt noch nicht mit dem sozialen Netz. Es ist aber für eine gute Sache.
Leim, Heftung, Einbandbr />
„Das Buch ist denen scheißegal“, dem Mitbegründer des Hamburger Mairisch Verlags. Was Bibliomania mit dem Indiebookday ganz klar verbindet ist folgendes: Die Welt der unabhängigen Verleger setzt sich aus engagierten Menschen zusammen, die noch auf der Suche nach dem richtigen Leim sind, die sich neben der literarischen Qualität abseits des Mainstreams auch noch Gedanken machen über Papier, Fadenheftung und den gut gestalteten Einband. Sie wollen mit jedem Buch meisterhaftes Handwerk vorlegen, das Ewigkeiten überdauern kann. Am offiziellen Tag des Unabhängigen Buches sollen jene Bücher „ihren Weg zu den Lesern“ finden, welche von kleinen Verlagen „mit viel Herzblut und Leidenschaft“ gemacht werden, oft aber kommerziell eher unrentabel sind.
Die österreichische Verlagsszene ist allgemein recht überschaubar, doch sie besteht zu einem Großteil aus Kleinverlagen, die zwischen der Euphorie, die Buchwelt um ein weiteres Kunstwerk bereichert zu haben und finanzieller Anspannung leben. Bibliomania ist in diesem Rahmen ein Hohelied auf das Buch.
Was sind denn eigentlich unabhängige Verlage?
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