Galerien in Wien: »Schön, schöner, die Schöne«

Let’s talk about art! Sonja Gansberger und Florian Appelt von der Galerie die Schöne geben im Interview einen Einblick in die riesige Landschaft der Wiener Galerien.

© Pascal Riesinger

Die Kunst- und Kulturszene in Wien pulsiert und dementsprechend spielt genügend Raum für Ausstellung und Betrachtung eine große Rolle. Kunstgalerien bieten sowohl Kunstschaffenden, als auch Liebhabern eine Plattform für Austausch, Präsentation und finden sich in den verschiedensten Teilen der Stadt. Die Landschaft der Galerien in Wien kann schon mal wie ein unübersichtliches Terrain wirken, wenn man sich nicht zu hundert Prozent in der Szene auskennt. The Gap hat sich mitten ins Geschehen gestürzt und dabei einige außergewöhnliche Schauplätze gefunden. Eine Galerie kann sich auch manchmal über konventionelle Grenzen hinauswagen – wie die Die Schöne in Ottakring beweist.

In einer unscheinbaren Seitengasse im 16. Bezirk befindet sich ein riesiger Raum für Kunstprojekte aller Art. Die Schöne beschränkt sich auf ihrer 400 Quadratmeter großen Fläche nicht auf Ausstellungen im klassischen Sinn, sondern fungiert auch als Bühne, Atelier, Werkstatt und allgemeiner Gestaltungsraum. Sonja Gansberger und Florian Appelt haben The Gap mehr über das Konzept der Schönen erzählt und geben einen kleinen Einblick in die Wiener Galerieszene:

Wie ist die Galerie entstanden & welche Motivation steht dahinter?

Vor knapp vier Jahren erhielt „Die Schöne“ ihren Namen. Der 400 Quadratmeter große Raum ist keine klassische Galerie, sondern wird flexibel genutzt – für Ausstellungen, Performances, Theater, kulinarische Gelage, als Produktionswerkstatt und vieles mehr. Die Schöne ist eine Experimentierfläche für kreative Köpfe, ein Ort zum Ausprobieren, der sich nicht festlegen will, sondern durch seine NutzerInnen gestaltet wird. Ein Raum zur Begegnung mit Kunst – einerseits für die BesucherInnen, aber auch den KünstlerInnen soll Raum zur Gestaltung und Austausch/Vernetzung gegeben werden.

Keine Galerie im klassischen Sinn: Die Schöne. © Die Schöne

Wie wählt ihr eure Künstler aus?

In erster Linie ist es uns wichtig, für alle Kunstformen offen zu sein – was aber nicht bedeutet, dass wir alles annehmen. Ein roter Faden in Form von Qualität, Motivation und Konsequenz seitens der Aussteller muss erkennbar sein. Scheitern ist durchaus erlaubt, wichtig für uns ist hierbei allerdings, dass die Aussteller Grenzen überschreiten möchten – Dinge ausprobieren, die in einer normalen Galerie innerhalb der üblichen Konventionen nicht möglich wären.

Wie finanziert sich die Galerie?

Die Schöne wird privat finanziert, es gibt derzeit keine Förderungen.

Was macht die Galerie anders als andere in Wien?

Da die Schöne aufgrund von finanzieller Unabhängigkeit nicht an Sammler oder den Staat gebunden ist, haben wir die Möglichkeit Neues zu schaffen – und Positionen einen Platz zu geben, die es ohne unsere Hilfe nicht schaffen würden. Vor allem jungen KünstlerInnen soll so die Möglichkeit einer Experimentier- und Präsentationsfläche geboten werden. Natürlich steht auch ein erfolgreiches Verkaufen im Vordergrund, aber nicht im einzigen Fokus. Eine Arbeit aus dem Archiv der KünstlerInnen ist an die Galerie abzugeben, diese kann in Form und Größe variieren und ist ganz den KünstlerInnen überlassen. Mit diesen Konditionen wird eine Plattform für KünstlerInnen aus verschiedensten Bereichen geschaffen und ein Umdenken in Sachen „was lässt sich verkaufen – und was nicht“. Die Übersetzung „Kunst = Geld“ wird ausgehebelt und macht bei uns keinen Sinn mehr.

Der offene Raum der Galerie ist knapp 400 Quadratmeter groß und bietet Platz für alternative Ideen. © Die Schöne

Gibt es KünstlerInnen die regelmäßig, oder über einen langen Zeitraum in der Galerie ausstellen?

Es gibt einige Fixpunkte im Programm der Schönen, wie z.B. die Produktionen der jungen Theatergruppe „Wiener Spielwut“ oder die Gelage von den kulinarischen „Maßschneidern“ einsundeinsdeluxe. Der Ort lebt nicht nur durch seine konstante Nutzung durch verschieden Formate, sondern auch durch die KünstlerInnen, die in den fünf Ateliers im Gebäude ansässig sind, und den Raum regelmäßig bespielen. Sie stammen derzeit aus den Bereichen Malerei, Street Art, Bildhauerei und Digitale Medien.

Ist die Galerienszene in Wien eher familiär oder herrscht Konkurrenzkampf?

Da die Schöne keine „klassische“ Galerie ist, gibt es bis dato wenig Berührungspunkte zu der Galerienszene. Vernetzung gab es bisher nur mit den unabhängigen Kunsträumen Wiens, die sich im Zuge der neuen Regierungsbildung zu einer (losen) Initiative formierten. Kleine Kooperationen haben bisher beispielweise mit Improper Walls oder der Oxymoron Gallery stattgefunden. In Zukunft sind wir durchaus bestrebt, Kollaborationen dieser Art zu forcieren. Vernetzung und Zusammenarbeit ist für die Zukunft der österreichischen und internationalen Kunstszene sehr wichtig, es sollte kein Konkurrenzdenken geben – da uns alle der Wunsch vereint, Kunst der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, in welcher Form das auch immer geschehen mag.

Die Schöne ist nicht nur Ausstellungsraum sondern auch eine Bühne: Hier bei dem Stück „Die Betonsonne“ von Wiener Spielwut. © Jonathan Weidenbruch

Welche Projekte sind demnächst geplant?

Nach der Sommerpause steht im September ein Monodrama des palästinensischen Künstlers Jihad Al-khatib auf dem Programm, gefolgt von Ausstellungen der Plattform DreiSechsFünf und einem Symposium der internationalen Künstlergruppe arteMIX. Weiters sind im Herbst neue Produktionen der Wiener Spielwut und von Philipp Oberlohr sowie ein Schönes Gelage geplant, für 2018 stehen Ausstellungen von Nikolaus Eckhard & Lisa Jäger, Zappy Rauth (Vote___) und dem sizilianischen Künstler Croce Taravella am Programm und auch eine interdisziplinäre Gruppenausstellung von Street Art bis Skulptur. An der Planung für 2019 wird derzeit gearbeitet.

Die Schöne ist in der Kuffnergasse 7 in 1160 Wien zu finden. Hier gibt’s mehr Infos zum aktuellen Programm!

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