Die Festivalsaison steht vor der Tür. Grund genug für uns, sich mal eben mit dem Thema Sicherheit zu befassen. Andreas Hasenzagl von der New Design University verrät was Veranstalter und Besucher großer Festivals beachten sollten.
Ein gelungenes Festival verlangt nicht nur nach einem guten Line-up und ausreichend gekühlter Verpflegung, sondern vor allem nach einer Reihe von Sicherheitsmaßnahmen. Auch die europäische Festivalvereinigung Yourope weiß um die Wichtigkeit des Sicherheitsthemas. Sie versuchen europaweite Standards in Sachen „Health & Safety“ zu etablieren. Die meisten der großen europäischen Festivals sind bereits Yourope-Mitglieder- darunter auch die österreichischen Festivals Nova Rock und Frequency. Dadurch sollen verheerende Szenarien wie das während der Love-Parade in Duisburg 2010 verhindert werden, die noch dazu zu ersatzlosen Streichung der Veranstaltung geführt hat. Es geht um Menschenleben.
Wir haben bei Andreas Hasenzagl, Studiengangsleiter Event Engineering an der NDU in St.Pölten und Leiter eines Ziviltechnikerbüros für Elektrotechnik in St. Pölten, nachgefragt und erfahren, wie man sich als Besucher am besten verhält bzw. worauf man auch als Veranstalter achten sollte.
Wie verhalten sich Besucher eines Festivals am Besten angesichts einer großen Menschenmenge, die zum Auslöser einer Massenpanik werden könnte?
Andreas Hasenzagl: Prinzipiell ist natürlich die beste Maßnahme solche „Hot Spots“ zu vermeiden. Denn in vielen Fällen sind gefährliche Entwicklungen bereits im Vorfeld erkennbar und für den Einzelnen vermeidbar. Auch wenn dies vielleicht bedeutet, bestimmte „Highlights“ einer Veranstaltung nicht optimal genießen zu können. Sollte man sich in einem Bereich hoher Personendichte befinden, so sind oft für den Einzelnen kaum mehr Möglichkeiten zum Selbstschutz gegeben.
Derartige Situationen entstehen vor allem dadurch, dass ein rationales Verhalten der Personen in Stresssituationen kaum mehr zu erwarten ist. Oft strömen die Leute zu einem einzigen Notausgang oder zurück zum Eingang ohne weitere möglicherweise nicht frequentierte Ausgänge zu nutzen. Deshalb empfehle ich, dass sich der Besucher bereits vor Beginn einer Veranstaltung mit dem Gelände und der vorhandenen Sicherheitsstruktur vertraut machen sollte.
Was müssen Veranstalter in puncto Sicherheit beachten?
Grundsätzlich gilt es immer die gesetzlichen Vorgaben und behördlichen Auflagen zu erfüllen. Insbesondere sind natürlich ausreichend Flucht- und Rettungswege mit entsprechenden Notausgängen vorzusehen und feuerpolizeiliche Vorgaben bis ins Detail umzusetzen. Besonderes Augenmerk gilt der Aufteilung des Besucherstroms auf mehrere Zu- und Abgänge.
Sind mehrere Bühnen vorhanden, dann sollten die Start- und Endzeiten zeitlich verschoben sein. Niemals mehrere Bühnenacts gleichzeitig beenden! Sollten Bühnenfeuerwerke oder Lasershows geplant sein, so müssen Personen mit entsprechenden Berechtigungen sich dafür verantwortlich zeichnen.
Wie sinnvoll sind Wavebreaker, um eine Menschenmenge zu lenken?
Wavebreaker sind nur dann sinnvoll, wenn sie an den richtigen Stellen und in der optimalen Anzahl platziert werden. Dazu wäre es immer wichtig im Vorfeld einer Veranstaltung bereits kritische Bereiche zu lokalisieren und entsprechende Maßnahmen vorab (z.B. eben Wavebreaker) einzuplanen. Moderne Computerprogramme ermöglichen Personenströme zu analysieren und Gefahrenstellen zu erkennen. Deshalb sollten entsprechende Simulationen bei jeder Großveranstaltung in Auftrag gegeben werden.
Was halten Sie von alternativen Maßnahmen wie z.B. intelligenten Absperrungen?
Diese Absperrungen, die z.B. auf Druck reagieren, befinden sich derzeit noch im Entwicklungsstadium bzw. sind sie nur in bestimmten Bereichen sinnvoll. Grundsätzlich gilt es eine „optimale“ Personendichte bei Zu- und Abgängen zu erreichen, das heißt, wenn die Dichte zu hoch wird, reduziert sich die Geschwindigkeit des Personenstroms und es kommt zum Aufbau eines erhöhten Drucks durch nachströmende Personen.
Prinzipiell lassen sich Modellrechnungen durchführen, die ein „optimales“ Design eines Veranstaltungsgeländes bzw. der Bauten auf dem Gelände unterstützen können. Leider werden entsprechende Überlegungen im Vorfeld einer Veranstaltung meist nicht oder nur unzureichend berücksichtigt.