Wir hassen Familien, Beziehungen und die besserwisserische Erzählstimme aus dem Off. Sieben Dinge, die wir bitte nie wieder in einer Serie sehen wollen.
Familien
Was sich garantiert nicht für Serien eignet, sind Familiengeschichten. Die 80er Familien-Sitcom verschwindet glücklicherweise langsam in der Klamottenkiste und die Teenieserien aus den 90ern werden auch nicht frischer. Ein Problem, mit dem sich auch die Macher der Serie "Game of Thrones" im echten Leben herumschlagen müssen: Kinder haben ein Mindesthaltbarkeitsdatum. Irgendwann werden sie erwachsen und das kann gut ausgehen, wie bei Rory Gilmore, die in Obamas Presseteam Karriere macht und den Heiratsantrag des doofen Logan ausschlägt, oder es kann schief gehen: Jessica Biel, bekannt aus der Serie "Eine himmlische Familie" wurde von den Produzenten abgestraft, weil sie sich für das Magazin "Gear" oben ohne fotografieren ließ. In der Serie war sie deshalb fürderhin als Stewardess in der Weltgeschichte unterwegs, während daheim bei den Camdens die Welt wieder in Ordnung war.
Beziehungen
Für einen 2-3-stündigen Hollywoodfilm mag das Boy-Meets-Girl-Thema geeignet sein. Kriegen sie sich nun, oder nicht? Was für Widerstände muss Heath Ledger überwinden, um in dem Film "10 Dinge, die ich an dir hasse" der an den zeitlosen Shakespeare-Plot "Der Widerspenstigen Zähmung" angelehnt ist, endlich seine Angebetete zu überzeugen? Beim seriellen Erzählen hingegen, ist diese Klimax zwangsläufig irgendwann erreicht und dann wird es anstrengend: Wer will schon den Star-Crossed-Lovers dabei zusehen, wie sie sich in jeder dritten Folge wieder trennen? Bestes Beispiel dafür ist die ansonsten großartige Serie "Shameless": Erst verzieht sich Fionas Lover Steve nach Brasilien, kommt verheiratet zurück, führt eine Scheinehe um dann von seinem Schwiegervater entführt zu werden und schließlich unvermittelt wieder aufzutauchen. So viel Blödsinn am laufenden Band passiert nicht mal dem dauerbreiten Vater Frank Gallagher.
Impotenz
Sex passiert im Kopf. Wenn im Bett nichts geht, dann hat das nicht selten tiefliegende psychologische Ursachen. Man sollten meinen, dass die Ergründung solcher Traumata eine Menge hergibt und zu überraschenden Wendungen einer Geschichte beitragen kann. Tatsächlich passiert, wenn der Pimmel nicht mag, aber genau gar nichts. Und endlose zermürbende Szenen aus dem Schlafzimmer, in dem nichts passiert und dafür umso mehr darüber diskutiert wird, dass nichts passiert, sind einfach langweilig, wie die letzte Staffel von "Masters of Sex" beweist. Und nein, auch andere Ursachen, wie zuviel Alkohol (Frank Gallagher in "Shameless") oder zu viele Ehefrauen (Bill Henrickson in "Big Love") machen das Thema nicht spannender.
Warten im Krankenhaus
Wer je in einem Krankenhaus warten musste, weiß, dass die kahlen weißen Wände und der grindige Automatenkaffee zuverlässig dafür sorgen, dass diese ohnehin schon zermürbende Erfahrung zur Hölle wird. Auf den ersten Blick mag die Nacht im Krankenhaus als geeignetes Mittel erscheinen, die Spannung zu erhöhen, aber leider geben die immer gleichen Bilder von Freunden und Verwandten auf unbequemen Plastikstühlen überhaupt nichts her. Als rettendes Erzählelement taucht dann meist eine engagierte Bekannte auf, der geistesgegenwärtig genug ist, am Snackautomaten Schokolade für alle zu holen, um dann das einzig Vernünftige zu tun: heimzugehen. Was im Film schon einschläfernd wirkt, wird in TV-Serien richtig nervig, da hier dauernd irgendwer stirbt, Kinder bekommt, oder sich das Bein bricht. Erbarmen!
Gefängnis
Eine Serie, die komplett im Gefängnis spielt (z.B: Orange is The New Black), kann durchaus spannend sein – als Außenstehender bekommt man einen Einblick in einen Mikrokosmos mit eigenen Regeln und Gesetzen, zu dem man sonst keinen Zutritt hat. Spielt die Serie jedoch außerhalb, erscheint der Besuch im Gefängnis häufig wie ein lahmarschiger Versuch, Handlungslücken zu stopfen. Man erinnere sich etwa an Tyrion Lanisters Aufenthalt im Eyrie Prison – das durchaus eine tolle Kulisse ist, aber in dem sonst nicht viel passiert, oder an Will in "The Newsroom", der über drei Folgen hinweg mit seinem toten (!) Vater im Gefängnis diskutiert.
Vorstädte
Suburbs sind so amerikanisch wie Hamburger, Rockmusik und fette Autos. Am Ende des Suburbs liegt die Mall, die hin und wieder als Handlungsort bemüht wird. Ab und zu fahren die Protagonisten auch in die nächste Stadt. Im Vorort selbst passiert hingegen wenig: SUV fährt in die breite Einfahrt rein, SUV fährt aus der breiten Auffahrt raus. Der Postbote bringt die Zeitung, der Nachbar sprengt den Rasen, that's it. Warum, glaubt ihr, muss Walter White immer in die Wüste fahren, um sein Meth zu kochen? Weil es dort geil aussieht und man schöne Weitwinkelaufnahmen machen kann. Die Dealer-Hausfrau aus "Weeds" verlässt ihr Suburbia nach drei Staffeln um an der mexikanischen Grenze weiterzumachen. Ja, die Idee des bürgerlichen Idylls voller Abgründe erscheint zunächst ganz reizvoll. Seit Desperate Housewives sind allerdings ein paar Jahre ins Land gezogen und spätestens nach der zehnten Rasensprengszene entdecken selbst die kreativsten Serienmacher irgendwann, dass dieses Setting einfach nur fad ist.
Es war alles gar nicht echt
Es gibt da diesen wunderbaren Film, der – möchte ich fast meinen – für eine ganze Generation so prägend war, wie seinerzeit A Clockwork Orange. Die Rede ist von Fight Club. Und dann gibt es das Serienfinale von "Lost". Was Fightclub schafft, ist das Reale mit dem Imaginierten zu verbinden – der Twist am Ende funktioniert und überrascht. Bei "Lost" hingegen, fragen sich die Zuschauer zu recht: Und dafür habe ich mir jetzt sechs Staffeln reingezogen?
1 Serien - Cosima Weiske
Andi neu
Gordillo neu
Peschev neu
Tyler neu
Serien sind super, keine Frage. Während in Hollywood-Filmen nur noch auf formelhaftes Erzählen und die immer gleichen Geschichten gesetzt wird, werden in Serien tatsächlich mutige und unkonventionelle Plots und Szenarien erprobt. Wer allerdings viel Zeit vor der Glotze verbringt, dem fallen früher oder später auch hier Elemente auf, für die man im Writers Room mit mindestens zehn Folgen Bodensee-Tatort bestraft werden sollte.
Wer war eigentlich der Meinung, dass die besserwisserische Erzählstimme aus dem Off eine gute Idee ist? Bei der Netflix-Serie Narcos ist das ja nocht verständlich, weil weite Teile der Dialoge auf Spanisch sind und die Zuseher nicht überfordert werden sollen. Aber wozu, wozu bitteschön sollen diese semi-weisen Plattitüden gut sein, die nichts zur Erzählung beitragen und wenn dann ebenso gut über die Geschichte vermittelt werden könnten? Kleines Beispiel gefällig?: "The game: They say a person either has what it takes to play or they don’t." Danke, Grey’s Anatomy, so hatte ich das noch nie gesehen.
Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Praxis-Seminars am Institut für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW entstanden.