Zum Thema Kinder und Digitale Medien fand von 6. – 7. April 2011 in Wien ein Kongress statt. Fundament der Veranstaltung bildete die praxisnahe Studie "Digikids 2011", durchgeführt von PGM.
Die Tagung "Kinder + digitale Medien" warf einen Blick auf die vorhandenen (familiären, schulischen, gesellschaftlichen, technischen) Rahmenbedingungen für das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Als Ergänzung zur quantitativen Methode der A1 Telecom Austria Kinderstudie Roundabout Kids könnte die "Digikids 2011" gesehen werden. Diese Studie durchleuchtete den digitalen Alltag von 63 Kindern und legte dabei besonderen Wert auf eine ungezwungene Atmosphäre im sogenannten Open Space World Cafe. Das Motto: Nur Kinder, die wir verstehen, können wir anleiten, unterstützen und fördern.
Die rasanten, technischen Veränderungen in der Kommunikationstechnologie stellen eine Herausforderung für alle Menschen dar. Die Kinder und Jugendliche von heute wachsen als „digital Natives“ in einer Welt auf, die sich gravierend von der ihrer Eltern und LehrerInnen unterscheidet. Das bedeutet die Erweiterung auf virtuelle Erlebnis- und mediale Ersatzwelten, für die Erwachsene manchmal wenig Verständnis und zu denen sie kaum Zugang haben. Gerade weil die Gruppe der Untersuchten die stärksten NutzerInnen technischer Neuerungen sind, sollten sich alle über Chancen und Risiken klar sein. Die erwachsenen NutzerInnen gehören oftmals motiviert, überhaupt in den technischen Dialog einzusteigen. „Wir wollen beweisen, dass wir was können und dass sich unsere Eltern nicht zu sorgen brauchen. Wir brauchen unsere Freunde, jemanden, dem man seine Sorgen erzählen kann und jemand mit dem man seine Freizeit verbringt.“ Klare Ansage. Die Kids von heute wissen was sie wollen. Sie sind technisch bestens ausgestattet und in der digitalen Welt präsent. Die "Digikids", wie sie im Projekt „Kinder und digitale Medien – Leben im Web 2.0“ genannt werden, wurden also zur gemeinsamen Auseinandersetzung geladen. Soziale Netzwerke, Surfen und Spielen im Internet, Internet in der Schule und Sicherheit im Netz bildeten die Themenschwerpunkte zur Studie und zum Kongress.
Dass die Nutzung von Handys für die SchülerInnen in den meisten Schulen verboten ist, ist bekannt. Dass 100% der TeilnehmerInnen ein Handy besitzen, ging aus der Studie hervor. Und dass sich die Kinder nicht unbedingt an Verbot wie dieses halten, steht auch außer Zweifel. Was aber machen die Kinder in der digitalen Welt? Laut den Ergebnissen des „digitalen Tagebuches“, das die Schüler im Laufe des Projekts ausfüllten sind über 2/3 bereits zwischen 6 und 8 Uhr morgens online, 100 % nutzen ihr Handy in der Schule und zwischen 13 und 20 Uhr sind alle mehrfach online oder digital aktiv. Jedoch geben 80% an, dass sie sich nach wie vor gern persönlich mit Freunden treffen. 86 % meinen, nicht vom Internet abhängig zu sein und sehen sich selbst auch nicht als ständig online. Während die 10 bis 12-Jährigen das Internet als großes Spielbrett sehen, wird mit dem ansteigenden Alter die Kommunikation über soziale Netzwerke wichtiger. Weil Spielen alleine fad ist, kann es schon mal vorkommen, dass man sich (heimlich) im Internetcafe trifft und gemeinsam zockt. Das erklärt am Podium der 11-jährige Dimitrije Raduljovic. Was die Wahl der Games und Sites angeht ist geschlechterspezifische Unterschiede erkennbar. Bei den Buben dominieren Fußball-Seiten und Kampfspiele, bei den Mädchen Girlie-Seiten zu Trend- und Lifestylethemen und Schmink-Tutorials auf Youtube. Autorennen spielt Dimitrije mit seinem Vater gemeinsam. Was der Bub im Internet so treibt, wissen seine Eltern nicht. „Die kennen sich nicht aus damit. PC haben wir einen für die ganze Familie. Der steht im Kinderzimmer.“ Das ist klar. „Bist du nicht eigentlich noch zu jung?“, kommt die Frage aus dem Publikum. „Man muss ja nicht unbedingt sein wahres Alter angeben!“, kontert der Junge. „ Wenn man von Eltern über Facebook kontrolliert wird, gibt es immer noch die Möglichkeit ein zweites Profil anzulegen. Meine Freundin macht das so.“, steuert die 14-jährige Vanesa Jeminovic bei.
„Es gibt schon so Weiber, die stellen Bikinifotos in ihr Profil, aber ich mache das nicht. Ich weiß das mit Missbrauch und so! Ich kenne da Grenzen.“, stellt sie mit einer unglaublichen Sicherheit klar. Darauf folgt eine Frage aus dem Auditorium und Vanesa bestätigt, dass sich unter ihren Facebook-Freunden schon auch Leute befinden, die sie nicht persönlich kennt. Laut Petra Gregorits vom PGM Marketing Research Consulting scheint das Problembewusstsein – wie typisch für Österreich – allgemein ein hohes zu sein. Allerdings scheint dieses mitunter wenig differenziert. Die Kids wähnen sich in einer Art Schein-Anonymität, wenn sie meinen: „Fotos am Handy zeige ich nicht her, im Facebook schon.“ Zusätzlich geben viele von ihnen auch an, dass die Eltern kaum unterscheiden zwischen TV und Internetnutzung, der übermäßige Konsum würde einfach negativ bewertet werden, aber der Umgang nicht erklärt. Dimitrije meinte sogar in seinem Fall wäre der Vater was Fernsehen angeht skeptischer als beim Internetsurfen. Aufklärungsarbeit müsste demnach also bei den Eltern beginnen.