Der geheime Headliner am Waves Vienna nennt sich Kwabs kommt aus London und hat eine Stimme, die selbst das königliche Haus vor Ehrfurcht verstummen lässt.
Kwabs hat schon Prince Harry mit seiner Soul-Stimme überzeugt, SOHN und Plan B als Kollaborateure eingespannt und den Hype auf seiner Seite. Dementsprechend aufregend klingen seine Songs auch. In „Last Stand“ trifft Kwabs’ kraftvolle, aber trotzdem nuancierte Stimme auf SOHNs Elektronik-Spielereien. In „Walk“ beweißt er sein Popstar-Potential. Jetzt kommt er aufs Waves Vienna. Wir haben am Reeperbahn-Festival bereits mit ihm über seine Vergangenheit als Castingshow-Kandidat, die Zusammenarbeit mit SOHN und seine Club-Tauglichkeit gequatscht.
Man findet noch nicht sehr viele Infos über dich. Ich hoffe dich stören ein paar Standard-Fragen nicht. Wie bist du zur Musik gekommen?
So weit ich mich erinnern kann, habe ich immer gesungen. Ein bisschen ernster wurde das aber erst, als ich anfing Gesangsstunden an der Schule zu nehmen. Mein Lehrer animierte mich auch nach der Schule noch bei Übungen wie Chören und Bands mitzumachen. Ich habe dann herausgefunden, dass es ein Musik-College gibt. Also habe ich angefangen an der Royal Academy of Music in London zu studieren. Das war eine ziemlich große Sache für mich, da ich Musik zum ersten Mal richtig ernst genommen habe. Auf dem College habe ich auch meinen Manager kennengelernt. Natürlich habe ich mir anfangs nicht viele Gedanken darüber gemacht, aber wir haben angefangen gemeinsam zu arbeiten und der Rest ist Geschichte. Irgendwann haben sich meine Ambitionen jedoch schlagartig geändert. Anfangs wollte ich Jazz-Sänger werden, eigentlich wollte ich aber genau das machen, was ich jetzt mache. Dinge ändern sich einfach.
Also wolltest du eigentlich schon immer professioneller Musiker werden? Hast du auch darüber nachgedacht Musiklehrer zu werden?
Ich habe natürlich darüber nachgedacht auch anderes Zeug zu machen, aber im tiefsten Herzen wusste ich, dass ich Performer sein wollte.
Hast du in Bands gespielt, bevor du als Kwabs bekannt wurdest?
Ich hab in einem Jazz-Orchester und verschiedenen Chören gespielt um Geld zu verdienen. Ich habe sogar mal in einem Chor für Bobby McFerrin. Das war cool, er ist immerhin sowas wie eine Legende.
Du hast dann auch bei der Castingshow "Goldie’s-Band" teilgenommen und sogar vor Prince Harry dafür gesungen. Wie war das denn?
Es war irgendwie seltsam, aber ich habe großartige Leute dadurch kennengelernt. Es war einfach anders als alles, was ich vorher gemacht habe. Natürlich war ich aufgeregt im Buckingham Palace auftreten zu können.
Denkst du solche Shows unterstützen Künstler auch wirklich?
Ich denke jeder Künstler hat eine andere Herangehensweise um sich auszudrücken. Manche spielen Shows, manche stellen Sachen ins Internet und "Goldie’s Band" war nicht unbedingt meine Ausgangsplattform, aber ich respektiere die Show, da sie versucht hat junge Talente ins Rampenlicht zu bringen und ihr Ding zu machen. Und das finde ich bewundernswert.
Du sagst du wolltest Jazz-Sänger werden, aber liegen deine Einflüsse nicht viel mehr im Soul?
Meine Einflüsse sind wirklich sehr weitreichend, weil ich Musik einfach liebe, aber ich habe auf dem College Jazz-Musik studiert. Andererseits habe ich zu dieser Zeit schon Donny Hathaway, Stevie Wonder und Aretha Franklin gehört und nachgesungen. Also hat Soul auch meine Stimme beeinflusst. Ich denke jeder Sänger macht das. Man sucht sich die besten Eigenschaften seiner Lieblingssänger aus und macht sie sich zu eigen.
Hast du auch Instrumente gelernt? Auf der Bühne singst du ja ausschließlich.
Ich habe Klavier gelernt und schreibe meine Songs auch darauf. Aber ich brauche es eigentlich hauptsächlich um Leuten zeigen zu können, was ich in einem Song will. Besonders, wenn ich mit anderen Leuten schreibe ist das hilfreich.
Du hast ja zum Beispiel schon mit SOHN gearbeitet. Wie habt ihr euch kennengelernt?
Ich habe seine Musik schon gekannt, bevor wir uns trafen. "The Wheel" hat mich wirklich umgehauen und ich hatte großes Glück, weil mein Manager seine Musik genauso liebte. Also hat er ein Treffen in London arrangiert. Es war ein heißer Sommertag. Ich glaube es war Montag. Und der musikalische Funken sind recht schnell übergesprungen.
Sind am Album noch mehr Songs mit SOHN?
Auf dem Album ist noch ein Song mit ihm, den noch niemand gehört hat, ja.
Mit wem würdest du noch gerne kollaborieren?
Ich weiß nicht, in dieser Anfangsphase als Künstler habe ich wirklich schon mit viel mehr großartigen Leuten gearbeitet, als ich mir je erwartet hatte. Ich hatte wirklich großes Glück. Auf dem nächsten Album werden aber hoffentlich ein paar Überraschungen zu finden sein.
Deine Musik ist ja nicht unbedingt dieser traditionelle Soul, der dich beeinflusst hat. Hat sich das durch deine Produzenten so ergeben, oder war das von Anfang an deine Absicht?
Es war an und für sich Absicht. Meine Stimme ist zwar eine recht klassische Soulstimme, aber meine musikalische Vergangenheit setzt sich aus so vielen verschiedenen Dingen zusammen, es wäre fast eine Schande, andere Einflüsse nicht auch in mein Schaffen einzubinden. Als ich SOHN traf, hat sich viel für mich geändert. Die ersten Songs, die wir zusammen schrieben, fühlten sich beinahe wie ein Zusammenprall aus zwei Welten an. Auf der einen Seite meine Soulstimme und auf der anderen die Kälte der elektronischen Musik. Das war sehr aufregend für mich. Das legte die Grundlage für mich etwas zu machen, das einen individuellen Charakter ausstrahlt.
Ist in deinem Mix auch etwas von Clubmusik dabei? Würdest du deine Songs gerne mal auf der Tanzfläche hören?
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht! Ich mag den Gedanken, dass die Leute im Club dazu tanzen. Ich würde es großartig finden, wenn mich ein Freund anruft und sagt: "Ich bin im Club und sie spielen deinen Song. Sie spielen den Remix!". Ich denke ich möchte, dass man meine Musik überall hören kann.
Also können wir auf jeden Fall einen Club-Hit von dir erwarten.
Ja! (lacht)
Die Texte scheinen sehr wichtig für dich zu sein. Du teilst sie regelmäßig auf deinem Tumblr. Sie scheinen außerdem sehr persönlich zu sein. Ist der Schreibvorgang eine Art Selbsttherapie für dich?
Ich würde es nicht als Therapie bezeichnen. Zum Zeitpunkt des Schreibens habe ich das Gefühl schon verarbeitet, das mich zum Schreiben bewegt hat. Also schreibe ich die Texte, weil ich die Dinge, die ich darin behandle, bereits losgelassen habe. Die Selbsttherapie ist zu dem Zeitpunkt schon abgeschlossen. Ich lege diese Dinge also auf den Tisch, damit sie die ganze Welt sehen kann. Das ist für mich die Bestätigung, dass ich den Prozess der Verarbeitung schon abgeschlossen habe.
Wovon handeln deine Texte also?
Die meisten Texte kommen aus einer Phase der Verletzbarkeit, mit dem Ziel Kraft daraus zu schöpfen. Es geht um die Gegenüberstellung von Liebe und Krieg, von Verletzbarkeit und Kraft, von Traurigkeit und Hoffnung.
Kwabs kann man am Donnerstag, 2.10., am Waves Vienna im Porgy & Bess live bei der Warner Music Night sehen. Das Interview mit Kwabs beim Reeperbahnfestival erfolgte auf Einladung durch Warner Music Austria.