Startup Week 2011 in Wien

Die erste Startup Week 2011 in Wien glänzte mit 70 internationalen Rednern der Tech-Branche, 50 teilnehmenden Startups aus Mittel-und Osteuropa, unzähligen Side Events und der Präsenz von einigen Top-Investoren Europas. Welche Erkenntnisse ziehen die Teilnehmer aus der fünftägigen Konferenz?

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Wien hat ihr erstes europäisches Startup-Festival mit Fokus auf Mittel- und Osteuropäische Länder gut über die Bühne gebracht. In den ersten 2 Tagen der Startup Week 2011 kamen hauptsächlich die teilnehmenden Startups zum Zug und übten in unzähligen Pitch Trainings verschiedene Techniken um den richtigen Investor für ihr Produkt zu bekommen.

Am Mittwoch begann der Konferenzteil und nach einem ausgiebigen Frühstück und erstem Networking betrat um 10:30 Uhr ein etwas zerzauster und leicht neben sich stehender Morten Lund aus Dänemark die Bühne. Der CEO von Everbread Ltd. und ehemalige Skype-Investor erzählte von seiner nicht immer geradlinig verlaufenden Karriere und gab Tips in Sachen Unternehmensgründung: "Just do it and focus!" ist seine Devise und nach diesem Satz hätten eigentlich auch viele Teilnehmer die selber etwas starten wollen wieder nach Hause gehen können um genau das zu tun. Alle darauffolgenden Diskussionsrunden bis Freitag waren nämlich trotz der teilweise hochkarätigen Besetzung etwas träge und wiederholten sich im Inhalt sehr oft. So wurde am Mittwoch immer wieder die Frage behandelt was ein Unternehmer denn für Eigenschaften haben sollte. Als Antwort kamen Fleiß, Motivation und ein Funken Glück – wer hätte das gedacht. Auch die Teammitglieder der 50 Startups hielten sich eher ausserhalb der Eventräumlichkeiten auf und waren nur vereinzelt an der Bar oder am Buffet anzutreffen. Ein Co-Founder meinte es sei sehr schwierig Investoren von Nicht-Investoren zu unterscheiden und man wüsste nicht wen man ansprechen soll.

Sehr spannend waren jedoch die Einzelgespräche wie beispielsweise das mit Lars Hinrichs, dem Gründer von XING, über den Umgang mit Businesspartnern und dem Programmieren mit Geeks. Am Donnerstag führe TechCrunch Europe Editor-in-chief und Enfant terrible Mike Butcher durch das Programm. Er lockerte die Stimmung immer wieder auf und wurde nur selten unerträglich wie während dem Disruption Panel mit dem "Bill Gates of the Alps" Daniel Mattes, Founder of Jajah und Jumio, als er einfach früher abbrechen und dem Publikum seine Keynote "How to get on Techcrunch" aufbinden wollte. Am Abend wurde dann der Startup Challenge Award an das Mobile Startup mySugr verliehen, die mit ihrer Applikation die Art und Weise von Diabetes-Therapien verbessern wollen.

Neben dem Tagesprogramm gab es auch ein üppiges Nacht- und Partyprogramm. Nächstes Jahr sollte man vielleicht nicht die sno­bis­tischten Clubs in Wien aussuchen da die dortigen Getränkepreise sich nur schwer mit der Einstellung "Lean Startup" von vielen Teilnehmern vereinbaren lässt. Diese Gewissensfrage mussten sich aber einige Teammitglieder von einem Wiener Startup am Donnerstag Abend vor der Sky Bar Wien gar nicht erst stellen da sie der Türsteher mit den Worten "Ich weiss dass das hier eine Party von euch ist, aber so wie ihr aussieht kommt ihr hier sicherlich nicht rein" abwies. Irgendwie bekommt man da den Eindruck dass die "Investoren-Szene" und die "Startup-Szene" doch nicht so ganz auf der selben Welle surfen wie auch schon Andreas Klinger von Lookk.com in seinem Tweet vom 30. September anmerkt: "The fascinating thing in Austria: there is a "startup scene" and a "startup support/invest scene" but they have nothing todo w/ eachother." Einen interessanten Beitrag zu diesem Thema hat auch Gerald Bäck auf seinem BäckBlog verfasst.

Bei den Teilnehmern und Investoren hinterließ die Startup Week 2011 in Wien aber einen durchwegs positiven Eindruck. Lukas Fittl, Inhaber und CEO von Efficient Cloud Ltd., bietet Hosting Software für Web Applikationen an und war extra für den Event aus London angereist und meint: "Die Startup Week ist ein Zeichen dafür dass man auch in Europa risikobehaftete & innovative Unternehmen feiern kann. Wien mausert sich als wichtiger Schmelztiegel für Startups aus Ost- und Zentraleuropa." Auf die Frage was er von Wien als Standort für Startups hält antwortet er: "Wiens Rolle im europäischen Startup Ökosystem ist am besten geeignet für Software Development und andere Inside-the-Building Tätigkeiten. Business Development und Sales sollte in einem Hub der jeweiligen Industrie angesiedelt sein, wie z.B. in London für B2B Startups, oder in Berlin für Consumer Startups." Thomas Schranz, Startup-Challenge Teilnehmer, Co-Founder und CEO von blossom.io, arbeitet an einem Lean Project Management Tool und war von der Atmosphäre auf der Startup Week begeistert. Ihm gefiel die Kombination aus ambitionierter Aufbruchsstimmung und smarten Leuten. Zu dem Standort Wien meint er: "Die Startup Szene in Wien ist sehr eindrucksvoll vernetzt. Es gibt ein monatliches Treffen im Metalab (Startup Show and Tell), und mit Sektor5 einen der weltweit besten Co-Working Spaces in dem viele Startups entweder zu Hause sind oder regelmässig vorbei schauen."

Auch die Investoren, die sehr oft auf Russisch ihre Gedanken ausgetauscht haben, waren beeindruckt. Olga Steidl, Vice President von SPB Software resümiert: "Die Startup Week war ein inspirierendes Event in Sachen Investments, Startup Management und kreativer ideenumsetzung. Obwohl der Fokus immer noch auf Desktop Applikationen liegt freue ich mich für das Mobile Startup MySugr.com über deren Sieg." Nikolay Beluha, Partner bei BGS Venture, ist von dem Unternehmensstandort Wien und den Investitionsmöglichkeiten sehr angetan. Über die Konferenz sagt er: "Alles war zu meiner vollsten Zufriedenheit und auf einem hohem Level organisiert. Es wurden sehr wichtige Themenbereiche angesprochen und alle meine Fragen wurden beantwortet. Wien sollte mehr solche Events abhalten um mehr Investoren und Startups anzuziehen."

Neben der anderes angelegten SIME Vienna gibt es jetzt auch mit der Startup Week ein Event auf internationalem Niveau. Der Stein oder eher Rubel beginnt zu Rollen. Mögen die Investoren und kreativen Köpfe zu gleichen Teilen von der Aufbruchstimmung profitieren.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...