Status, Oida!: V. Stylefiguren

Was hätten wir uns alle in der Schule leichter getan, hätten wir gewusst, dass Cicero auch nur ein antiker Drake ist.

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Unlängst saß ich mit dem Latein-Nachhilfekind an einem Text. Seneca. Als ich dann fertig übersetzt und das Kind die weisen Worte des Philosophen mit einem ironischen "tolle Erkenntnis" kommentiert hatte, widmeten wir uns den Übungen. Rhetorische Stilmittel im Text finden – so lautete die Aufgabe. Das Schöne an rhetorischen Stilmitteln ist, dass man sie zwar auf Wikipedia nachlesen kann – wie ich das auch für dieses Experiment gemacht habe – dass man sie aber mal gelernt haben muss, um sie in einem Text überhaupt erkennen zu können.

Deswegen lieben Lehrer solche Aufgaben. Sie können damit Schüler zwingen, trotz gefinkelter Technologie-Schummel-Möglichkeiten ein Fuzzi-Mindestmaß auswendig lernen müssen. Aus genau demselben Grund hassen Schüler rhetorische Stilmittel. Das ist schade, weil man sie so oft in freier Wildbahn antrifft und es doch etwas ganz besonders Feines ist, Dinge, die da so dahergeredet werden, auch benennen zu können. "Das Hysteron-Proteron läuft bei dir", wer hört sowas nicht gern?

Nun wird man einwenden können, dass rhetorische Stilmittel ja gar keine sind, wenn man sie nicht absichtlich und bewusst einsetzt. Mag sein, aber dass es sie überhaupt gibt, kommt daher, dass jemand einmal angefangen hat, sie ganz natürlich in Sprache einzubauen. Erst danach wurden sie benannt und geordnet. Insofern ist etwas, was Drake wahrscheinlich unabsichtlich zamrappt auch nur in geringem Maße schlechter als das, was Cicero bewusst gedroppt hat. Die sogenannten Stilmittel stellen sich bei Menschen, die sich viel mit Sprache beschäftigen ziemlich automatisch ein, egal ob sie Kanye oder Caesar heißen, im alten Rom oder in Detroit wohnen, ob sie es bewusst machen oder nicht.

Es hilft aber sich ab und zu, sich bewusst zu machen, dass viele Dinge, die unsere armen Nachhilfekinder und wir selbst einmal auswendig lernen mussten oder müssen, sehr wohl in die Gegenwart geholt werden können, auch wenn es nur für ein Späßchen ist.

Auf so Lächerlichkeiten wie Anapher und Alliteration haben wir verzichtet – das kann ja jeder.

Neben Wikipedia haben auf der Hip Hop-Seite Valentin Eisendle und auf der Bild-Seite Gabriel Roland zur Entstehung dieser Sammlung beigetragen. Die Autorin auf Twitter: @oidaamira

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