Im frei_raum exhibition space des Museumsquartiers Wien rückt die Ausstellung „Mood Swings – Über Stimmungspolitiken, Sentiment Data, Market Sentiments und andere Sentiment Agencies“ bis 28. Mai unsere Stimmungen als Einflussfaktoren in den Mittelpunkt.
Jeder kann mitmachen, jeder kann seine Meinung abgeben. Fake News machen die Runde, Posts gehen viral, Shitstorms kommen wie aus dem Nichts. Das World Wide Web und (digitale) Medien sind zum Ort intensivsten Meinungsaustausches und auch intensiver Meinungsmache geworden. Auch Fakten werden ideologisch eingebettet und es entstehen Blasenstimmungen.
Im sogenannten postfaktischen Zeitalter bleibt kein Stein mehr auf dem anderen. Was ist wahr, was ist falsch? Welcher Meinung, welcher Wahrheit schenkt man Glauben? Welche Stimmung erzeugt unsere Realität – und wer steuert sie?
Sinn und Zweck der Stimmung
Dieser Thematik geht die Ausstellung „Mood Swings – Über Stimmungspolitiken, Sentiment Data, Market Sentiments und andere Sentiment Agencies“ im frei_raum Q21 exhibition space/MuseumsQuartier Wien, kuratiert von Sabine Winkler, nach.
Mood Swings, zu Deutsch Stimmungsschwankungen, können sich bis auf Marktwirtschaft und Politik auswirken, beziehungsweise werden sie auch für diese instrumentalisiert. Die Ausstellung greift das pointiert auf und befasst sich anhand von 14 künstlerischen Positionen mit der Frage, wie und warum Stimmungen von Politik, Finanz, Wirtschaft analysiert, generiert und instrumentalisiert werden, zu welchem Zweck und wie sich Stimmungen verselbstständigen können.
Schon die Ausstellungsgrafik, die an eine Börsenkurve denken lässt, stimmt auf den Einfluss der Mood Swings etwa auf die Finanzmärkte ein. Der Raum ist weitläufig, aus einigen Ecken tönt der Sound verschiedener Installationen, und konfrontiert die Besucher mit einer Mischung aus handgefertigten und digitalen Kunstwerken, Bildern, Installationen, die die unheimlichen Tiefen und Auswüchse von Sentiment Data etc. veranschaulichen.
Die KünstlerInnen der Ausstellung setzen sich international zusammen, sechs davon sind artits in residence des Q21/MQ.
Xavier Cha, „Abduct”, HD-Video 2015. (© Xavier Cha)
Laborsituation der Gefühle: Gezeigt werden in schneller Abfolge Gesichter, die Wut, Freude, Trauer, Manie, Ekel, Überraschung und Schock abspielen. Unklar bleiben jedoch die Auslöser dieser Empfindungen.
Hertog Nadler, „Stimmt”, Installation 2004-2016 (© Hertog Nadler)
Gefakte Wahlkampagne und Inszenierung des Kandidaten als ideologielosen Politiker, der sich der jeweiligen Stimmung und Umgebung anpasst.
Hertog Nadler, „Stimmt”, Installation 2004-2016 (© Hertog Nadler)
Gefakte Wahlkampagne und Inszenierung des Kandidaten als ideologielosen Politiker, der sich der jeweiligen Stimmung und Umgebung anpasst.
Florian Göttke, „A Protester in Homs, Syria”, Video/Foto 2013/2017 (© Florian Göttke)
Bildpolitische Analysen im Kontext des Syrienkrieges, wie Stimmungen erzeugt und kanalisiert werden können.
Florian Göttke, „A Protester in Homs, Syria”, Video/Foto 2013/2017 (© Florian Göttke)
Bildpolitische Analysen im Kontext des Syrienkrieges, wie Stimmungen erzeugt und kanalisiert werden können.
Femke Herregraven, „A timeframe of one second is a lifetime of trading II“, Leuchtkästen, 2015, Tinte auf Papier, 2013 (© Femke Herregraven)
Abbildung von High-Frequency-Trading-Prozessen als grafische Modelle und Muster als Verweis auf emotionale, kulturelle und symbolische Referenz- und Abstraktionsprozesse in Finanz und Kultur.
Christina Werner, „The boys are back“, Installation 2015/16 (© Bildrecht Wien/Christina Werner, 2016)
Im Fokus stehen rechte europäische Netzwerke und deren popkulturelle Medienpräsenz.
Bego M. Santiago, „Follow the Path“, Videoinstallation 2017 (© Bego M. Santiago)
Weiß gekleidete Männer und Frauen, die jede/r für sich in einer Gruppe schwimmen. Es entwickelt sich eine netzwerkartige Struktur – eine Metapher für Stimmungsströme/ Wellen in sozialen Netzwerken.
Barbora Kleinhamplová, „Reliable Relationship“, HD-Video 2015 (© Barbora Kleinhamplová)
Inszenierung eines NLP-Kurses mit sechs SchauspielerInnen und der Teilnahme von ManagerInnen, die davon nichts wussten.
Antoine Catala, „Emobot“, Videoanimation 2014 (© Antoine Catala)
Übertragung von Mimik und den damit assoziierten Gefühlen eines 11-Jährigen auf einen Avatar. Erforschung der Simulation von Gefühlen in der Entwicklung von künstlicher Intelligenz.
Tom Molloy, „Protest“, Holz-Board 2011 (© Genevieve Hanson / Courtesy: Lora Reynolds Gallery, Austin, Texas)
Prints ausgeschnittener Figuren aus Online Medien auf einem acht Meter langen Regal. Im Fokus stehen der Wunsch, sich in der Öffentlichkeit zu positionieren und das emotionale Verhältnis von Subjekt und Gesellschaft zwischen performativer Inszenierung und sprachlicher Repräsentation.
„Mood Swings – Über Stimmungspolitiken, Sentiment Data, Market Sentiments und andere Sentiment Agencies“ findet von
31. März bis 28. Mai 2017, jeweils Dienstag bis Sonntag im Museumsquartier statt. Der Eintritt ist frei, die Ausstellung wurde in Kooperation mit dem Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres organisiert.