Am 11. Jänner startet eine neue DJ-Serie im Radiokulturhaus. Das Besondere daran: das Publikum sitzt während den DJ-Sets im Dunklen und hört nur zu. Das stellt an DJs und Hörer ganz andere Anforderungen als im Club. Wir haben den Initiator Paul Lohberger einige Fragen zum Klangkino gestellt.
Hinsetzen und nur Hören unterfordert sensorisch, was passiert im Kopf, wenn man bloß zuhört?
Paul Lohberger: Ich würde fast meinen, dass es anfangs eher überfordert, wenn man sich nur aufs Zuhören konzentriert. Ich selber mache das einmal täglich 10-15 min zur Entspannung, ich höre bestimmte Musikstücke oder auch eigene Radiogeschichten. Die Entspannung stellt sich erst nach etwa 5 Minuten ein, dann kann ich den wie immer gearteten Klang einfach reinlassen. Normal will man immer reagieren und den musikalischen oder inhaltlichen Impuls gleich wieder weitergeben, motorisch oder sonstwie abreagieren.
Herrscht im Klangtheater Handy-Verbot?
Wieso, weil man im Club telefonieren darf (oder simsen, wenns zu laut ist)? Natürlich herrscht Handy-Verbot.
Dem DJ wurde in den Neunzigern sehr viel zugetraut. Von der Entpersonalisierung des Autorensubjekts über Collage statt Schöpfertum bis zum Medienkünstler, der die Apparatur DJ-Decks bespielt. Wirklich bekannt sind heute fast nur noch die Star-DJs und Beats-Abspielautomaten. Ist euer Ansatz veraltet?
Genauso veraltet wie die Idee, dass Radio – á la Ö1 – Inhalte vermittelt und mehr ist als nur ein belangloses Nebengeräusch. DJs wurden teilweise überbewertet, aber ein guter DJ ist viel wert. Allerdings ist seine Arbeit nur bedingt spektakulär, sie muss akustisch wirken. Die KlangTheater DJs müssen Musik finden, die nicht nur auf motorische Impulse setzt. Ich sehe das als ziemlich anspruchsvoll. Es reicht nicht, Star-DJs auf die Theaterbühne zu stellen und zu sagen, das ist jetzt Kunst, das ist Hochkultur, und die legen dann irgendwas auf.
DJ Mixes sind zur Visitenkarte von DJs geworden und müssen fast immer künstlerischen Breite und Partytauglichkeit gleichermaßen beweisen. Gibt es für dich Mixe aus den letzten fünf Jahren, die andrerseits als Hörtheater besonders gelungen waren?
Nein. Das KlangTheater muss live gemischt werden.
Macht ihr den DJ zum Komponisten?
Das war schon immer eine Grauzone von Urheberrecht und Kulturtheorie. Außer er/sie spielt eigene Stücke. Aber dann ist er/sie ja schon Komponist/in gewesen 😉
Andererseits, ist einer dann ein DJ, wenn er bekannte Orchester-Stücke zitiert oder gar zu einem Medley zusammenbaut (wie manche Kompositionen heuer beim Neujahrskonzert)?
Wird man das Ergebnis irgendwo nachhören können?
Vorerst nicht, wir basteln am richtigen Rahmen. Auf den kommt es an.
Bernhard Fleischmann und Moogle eröffnen am 11. Jänner das Klangtheater im Radiokulturhaus.