Vor einem Jahr standen die Münder offen, das Sub hatte sich eine irre Soundanlage verpasst und schickte sich an zu einer fixen Clubgröße im Osten Österreichs zu werden. Ein Jahr später ist der Club insolvent. Das wirft Fragen auf, die wir uns von der Geschäftführung beantworten lassen.
Wie kommt das Sub durch die Insolvenz? Was bedeutet das für den laufenden Betrieb?
Wir haben aus eigener Kraft eine Sanierung des SUB angestrebt mit einer Insolvenz ohne Eigenverwaltung; d.h. gemeinsam mit dem Masseverwalter wird versucht, den Betrieb wirtschaftlich "geradezurücken". Für den laufenden Betrieb wird das hoffentlich nicht allzuviel bedeuten. Die Bookings und die Kosten dafür wurden meistens aus den Gründungsvereinen Southurban und Struttin Beats bezahlt, da ja hier in den jeweiligen Spartenmusikrichtungen die musikalische Kompetenz und die Credibility vorhanden ist.
Für den Freitag haben wir das ehemals alternative Programm schon umgestellt – hier gibts nun einen mainstreamigeren Club-Betrieb mit gratis Eintritt. Weitere Säulen, die forciert werden sollen, sind u.A. das B2B-Geschäft – also die Vermietungen für Firmenfeiern und dergleichen – und eine bessere Auslastung der Location auch am Wochenende (wenn das Cafe geschlossen ist, besser auch an privat vermieten).
Was ändert sich jetzt, wird das Booking jetzt – äh – niederschwelliger, sieht man bald überall Sponsoren-Logos? Wird das Führungsteam des Sub umgebaut? Holt ihr euch Partner ins Boot?
Wir haben das Programm bereits in den letzten Monaten vereinfacht, nicht nur bei alternativen Veranstaltungen, die wirtschaftlich nicht tragbar waren, Abstriche gemacht, sondern auch den Freitag komplett neu aufgestellt. Sponsoren sind gut und wichtig, wir konzentrieren uns jedoch nicht ausschliesslich auf die Sponsorensuche. Das wäre zu kurzsichtig. Wir müssen den richtigen Mix aus "Alternativ", "Mainstream" und "Kultur" finden, dazu keine roten Zahlen schreiben – das wird unsere Aufgabe in den nächsten Monaten sein. Spannend bleibt, wie man Kulturprogramm wenig oder nicht prgrammgefördert darbieten soll, ohne ein Minus zu schreiben.
Zum Führungsteam bleibt zu sagen, dass die Umstrukturierungen und Ablaufsoptimierungen auch bereits vor der Insolvenz angestrebt wurden und jetzt, im Zuge der Insolvenz, auch durchgesetzt werden. Partner, die sich einbringen wollen, sind ebenso gerne gesehen wie "Young Guns & New Blood", die sich im SUB daheim fühlen und ein Teil unserer Familie werden wollen.
Ihr habt eine der besten Anlagen Österreichs bei euch stehen, wirkt sehr engagiert, habt im Süden Wiens den Einzugsbereich einer kleineren Großstadt, hattet aber Pech mit dem Wetter und die Umbaukosten unterschätzt – Ist Wiener Neustadt dennoch prinzipiell schon bereit für einen Club wie das Sub?
Ich glaube, dass das ein Mix aus alle den genannten Faktoren ist. Wir sind gekommen, um zu bleiben – dass es so schwierig wird, in dem Einzugsgebiet etwas zu bewegen, war in diesem Ausmaß nicht klar. Stichwort Werbung: Auch die generelle Übersättigtheit im Social Media-Bereich zeigt das deutlich, dass in diesen Zeiten das Börserl nimmer so locker sitzt.
Bei den Umbaukosten sind wir natürlich schuld – Fakt ist aber auch, dass sich es hier im Vorfeld zwei unabhängige Angebote von Baufirmen gab, die ungefähr die gleiche Summe nannten, die wir ursprünglich kalkuliert hatten. Und bei allen Auflagen, die wir trotz bestehender Betriebsstättengenehmigung einzuhalten haben, wird nach den neuesten Landesgesetzen gemessen, die schlicht und einfach viel schärfer sind als jene, die noch vor 15 Jahre gültig waren.
Wir glauben prinzipiell immer noch an den Standort Wiener Neustadt – aber der Mix wird’s ausmachen.
Insolvenz ein Jahr nach Eröffnung – Wo habt ihr euch am meisten verkalkuliert, was würdet ihr aufs heutiger Sicht von Anfang an anders machen?
Verkalkuliert haben wir uns am meisten bei den Baukosten – eh klar. Das ist die eine Seite. Die andere Seite sagt trotzdem, dass wir eigentlich nicht so schlecht dagestanden sind (vom Betrieb her) – aber die Reste der Bauschulden haben uns über Monate alles gekostet, was an Einnahmen da war – da reichen dann auch drei schlechte Monate und der Sommer, dass man zahlungsunfähig wird.
Dazu kommt auch noch, dass das Land Niederösterreich in Anbetracht der erhöhten Baukosten noch eine Infrastruktur-Fördertranche in Aussicht gestellt hatte – die leider dann aus budgetären Gründen Monate später abgesagt wurde. Auch eine Fehlannahme war das Programm rein alternativ zu gestalten – entweder erreichen wir noch nicht unser gesamtes Einzugsgebiet – oder aber die Menschen haben einfach nicht mehr das Geld und die Muße zweimal die Woche fortzugehen. Und Wiener Neustadt ist halt bei vielen Dingen am Ende vom Tag nicht Wien und nicht Graz.
Anders machen würden wir wahrscheinlich sehr viel – angefangen von unserer Bauprojektierung, den Kalkulationen und auch dem Verhalten Fördergebern gegenüber.
Wann ist die Sanierung voraussichtlich abgeschlossen, und was kann am Ende im besten und im schlimmsten Fall rauskommen?
Da die Sanierung noch in einem sehr frühen Stadium ist, kann ich dazu noch nichts sagen. Im Normalfall, haben wir uns erklären lassen, kann solch eine Sanierung in drei bis sechs Monaten über die Bühne gegangen sein. Im Bestfall ist der Verein Kultur im Zentrum danach saniert und das Verfahren ist geschlossen – im schlimmsten Fall geht der Verein bankrott; das muss aber nicht zwingend das Ende vom Lied sein. Aber hoffen wir das Beste – und hier noch der Aufruf: Ohne euch, die Leute, die das SUB haben wollen, und sich hier daheim fühlen, gehts nicht! Daher bitten wir euch inständig – kommts vorbei, habts Spass, nehmts neue Leute mit. Support SUB!
Die Entwicklungen des Sub von den Umbauarbeiten bis zum Resummée nach einem Jahr hat Fabian Wenninger im Sub-Blog im Lauf des letzten Jahres hier festgehalten. Das Sub war außerdem ein Aufhänger unserer Story über Clubkultur in Niederösterreich.