»Rap darf nicht zensiert werden« – Svaba Ortak im Interview

Der Wiener Rapper Svaba Ortak hat vergangene Woche sein neues Album »Atlas oder nada« gedroppt. In einem seiner seltenen Interviews erläutert er, was es mit seinem neuen Langspieler auf sich hat. Er spricht über Autotune im Straßensound und Sexismus im Deutsch-Rap.

Ich habe das Gefühl, wir drehen uns im Kreis. Neues Thema. Wie selbstkritisch bist du?

Ich bin ein absolut brutaler Perfektionist. Da muss alles sitzen. Vom Video, vom Song, vom Arrangement her. Ich bin also schon sehr selbstkritisch und will mich immer wieder übertreffen. Das ist halt auch mein Problem.

Wie viel Mitspracherecht haben andere Leute bei deiner Musik?

Viel. Jeder, der es hört, kann was sagen, aber im Endeffekt bleibt das, was mir gefällt.

»Frage mich tatsächlich, ob die Eins mir schmeckt« ist eine Line aus »Himmel«. Muss es erst die Eins sein, damit es sich komisch anfühlt, Erfolg zu haben?

Naja, ich war Platz vier mit dem Album »Eva und Adam«. Platz vier ist nicht mal Kupfer. Aber wäre das eine rein österreichische Geschichte gewesen, wäre das definitiv eine Eins geworden. Das Ding ist: Ich genieße sehr viel Ansehen und Respekt hier auf der Straße. Wenn ich hier in Wien Mitte unterwegs bin, mach ich 30 Fotos. In irgendeiner Form ist das auch eine Eins. Die habe ich schon lange vor dem Album gehabt.

Und was schmeckt dir daran nicht?

Irgendwann werden aus den 30 halt 100 Fotos. Dann können wir nicht mehr hier sitzen, weil wir 40 Kameras in der Fresse haben. Ich glaub, das ist schon eine schwere Last zu tragen. Schwer ist das Haupt, das die Krone trägt, sagt man.

Also ist es das wert?

Ja, schon. Aus familiärer Sicht. Meine Mama fragt mich immer »Verdienst du genug Geld mit der Musik?« Nein. Ich verdiene erst genug Geld, nicht wenn ich satt bin, sondern wenn ich noch fünf Bäuche vollmachen kann. Dann kann ich sagen: Ich hab’s geschafft. Das ist mein Krieg, den ich gewinnen will. Ich brauch keine Trophäen. Sobald ich das schaffe, habe ich doch schon alles. Das ist die beste Goldplatte, die man bekommen kann.

Svaba Ortak (Foto: Alex Kardos)

Gab’s für dich einen Zeitpunkt, an dem das Musikmachen von einer kreativen Leidenschaft zu einem anstrengenden Job geworden ist?

Sicher. Früher waren Videodrehs die coolste Sache der Welt, jetzt ist es nur mehr anstrengend. Aber wir haben immer noch Spaß und wir sind guter Dinge. Es kann trotzdem sehr anstrengend und stressig sein.

Was war anders bei diesem Album im Vergleich zum Vorgänger?

Der komplette Prozess. Wir haben uns auf eine komplett andere Soundschiene festgelegt. Das Album hat sehr futuristische Züge. Einen sehr französischen Touch. Das war eine Herausforderung. Wir mussten uns diesem Style ein bisschen annähern und das so rüberbringen, dass es noch immer eine harte Geschichte wird. Weil meine Geschichte ist hart. Auch wenn da Autotune drinnen ist – das bin ja immer noch ich. Leute fragen mich: »Warum klingt das nicht wie früher?« Amigo, wenn du Musik wie früher haben willst, dann hör dir doch die alten Sachen an. Ob ich singe, ob ich rappe – all das ist Svaba Ortak. Das sind noch immer meine Worte, an den Texten hat sich ja nichts geändert, wenn du es mit »Eva und Adam« vergleichst oder mit meinen früheren Sachen. Ich benutze immer noch meine Slang-Ausdrücke, ich represente noch immer Wien. Das bin noch immer ich.

Gehört Autotune mittlerweile zum Straßen-Rap-Sound dazu?

Definitiv. Die Musik entwickelt sich ja weiter. Soll sie ja auch. Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Du kannst natürlich auch Boombap-Sachen machen, ich liebe das auch. Aber wenn mich das jetzt fährt, Autotune-Sachen zu machen – wo ist das Problem? Wenn das Rap salonfähig macht – warum zum Teufel nicht? Wäre ja voll langweilig, wenn alles gleich bleiben würde.

Wie bist du draufgekommen, dass du Autotune probieren willst?

Ich wollte Autotune schon 2010 probieren. Die im Studio haben mir gesagt: »Nein, fix nicht«. Ich fand das schon immer geil. Also, man könnte sagen, ich war ein Vorreiter – in gedanklicher Hinsicht.

Letzte Frage: Knackt »Atlas oder nada« wieder die Charts?

Definitiv. Also ich hoff’s, haha. Aber ich denk schon. In den Charts werden wir schon landen, das auf jeden Fall. Ich hoffe auf der Eins. Drückt mir die Daumen, haha.

Das Album »Atlas oder nada« von Svaba Ortak ist bei Sony Music erschienen.

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