Swag mit Herzal im Gfries

Grün und lila sind Crack Ignaz Lieblingsfarben, seine Lockenpracht vergleicht er mit der von „Schneckerl“ Prohaska und Karl-Heinz Grasser schuldet ihm seiner Meinung nach bereits zehn Milliarden Euro. Wir haben uns mit dem Salzburger Shootingstar unterhalten.

Was hat der Titel „Free Kony“ mit der Anti Kony-Kampagne zu tun?

Diese ganze Ignoranz und dieser ganze Facebook-Aktivismus ist einfach zum Kotzen. Die Leute schauen sich das Video an, das offensichtlich auf Tränendrüsendruckerei ausgelegt ist, sind dann ärger schockiert, benehmen sich wie die ärgsten Toys und meinen sie gehen jetzt die Welt verändern, indem sie sich irgendein Armband kaufen und auf Facebook posten: Wie org, da sterben Leute. Ja hallo, Surprise oder? Das wissts erst seit heute, oder? Ich hab zu viele Idioten gesehen, die auf Facebook diesen Kony-Scheiß gepostet haben und ich denk mir: Ja fickts euch, free Kony, leckts mich am Arsch.

Er ist kein Unschuldiger, aber es sind genug Parteien dort unten, die genauso wenig unschuldig sind. Diese Free Kony Kampagne, die dann auch den Ugandischen Heeren Geld zuspielt, die genauso viel Dreck am Stecken haben und mindestens genauso kriminell sind. Die ganze Kampagne hat ihre Finanzen nicht offengelegt, wenn man die Kampagne unterstützt, kann man genauso gut dem Kony das Geld geben. Das wird sicher kein Problem dieser Art lösen, wenn man irgendeiner Miliz Geld gibt. Am Ende ist der Chef dieser Kampagne in San Diego splitterfasernackt auf der Straße gewesen und hat irgendein Zeug geredet, u.a. auch masturbiert anscheinend. Da gibt’s auch Videos und eine Southpark-Folge, die sich damit beschäftigt. Ich hab dann noch gehört, dass sogar Öl entdeckt worden ist in Uganda und das der Versuch war, das amerikanische Heer zu motivieren, da einzugreifen und die Leute zu befreien. Fischige Scheiße und die Leute sollen sich nicht so anrehren.

Da sieht man aber auch wieder, was Social-Media Plattformen bewirken können.

Die Leute sind halt solche Schafe teilweise. Jeder ist auf irgendeine Art und Weise ein Schaf, aber auf Facebook kann man schon Einblicke in Kreise haben, die du nicht kennst und dann sieht man, wie dumm manche Menschen sind. Voll zach.

Was hat „Buttmeingoa“, der zweite Name der EP zu bedeuten?

Das sind drei Wörter: butten ist Salzburger Slang für essen, mein ist meinen und Goa ist der Penis. Also friss meinen Schwanz, blas mir einen auf gut Deutsch. Deswegen ist es sehr lustig, dass der Titel in diversen Magazinen erwähnt wird. Das kommt vom Jenischen, einem Salzburger Slang, der sich aus der Zigeunersprache entwickelt hat. Von da kommt auch „gwant“ für leiwand.

Welche Affinität hast du eigentlich zu österreichischem Fußball?

Keine starke. Ich schau immer wieder gern die Spiele, obwohl ich echt sagen muss, dass die österreichischen Spiele der letzten drei, vier Jahre einfach langweilig und enttäuschend waren. Die letzten Jahre hat man auch nicht fernsehen können meiner Meinung nach. Da mach ich mir Feinde, wenn ich sowas sag, aber das Nationalteam und die Bundesliga sind uninteressant. Ich schaus zwar gern, aber vor und nach dem Schauen is mir wieder alles wurscht.

War der Prohaska Track dann nur wegen eurer ähnlichen Haare?

Prohaska feier ich schon sehr, ich mag die alten Fußballteams und -helden. Den Vastic, Prohaska, Otto Konrad, ich glaub der war Salzburger. Die Leute sind mir auch noch von meiner Kindheit hängen geblieben. Der Prohaska ist nicht unsympathisch, wie er im Fernsehen seine Artikel verwechselt. Ich find ihn sympathisch und er hat lockige Haare. Und er ist eine Fußballlegende. Aber ich glaub ich mach mir jetzt eine Glatze.

Wenn du nicht so eine Affinität dazu hast, kannst du deswegen auch sagen, dass deine Lieblingsfarben grün und lila sind?

Wahrscheinlich. (lacht) Darauf hat mich noch niemand angeredet. Ich hab mir eigentlich erwartet, dass irgendwann ein besoffener Fußballfan zu mir kommt und von mir erwartet, dass ich ihm jetzt endgültig sag, auf welcher Seite ich steh, sonst haut er mir eine aufs Maul. Da geht’s aber auch nicht um die Teams.

Im Video zu „Herbert Prohaska“ trägst du eine Haarspange?

Das ist keine Haarspange, sondern ein Afrokamm.

Und viele Ketten…

Das waren die, die ich in dem Moment auftreiben konnte, aber ich find es passt gut. Richtige HipHop-Ketten hätten mir Endeffekt gar nicht so getaugt. Die Lolita-Brille find ich auch nice, Herzal im Gfries.

Ist da blödes/homophobes Feedback gekommen?

Nein, gar nicht. Nein, hat sich noch niemand getraut, denken sich aber vielleicht ein paar. Wäre mir aber auch ziemlich wurscht. Es ist nicht mein Problem, wenn wer rosa und Herzal nicht verträgt, selber schuld, Herzal sind cool.

Wie schauts mit deinem kommenden Album aus?

Im Kommen sind ja quasi zwei: eines mit Szenario, aber das ist jetzt voll stecken geblieben, weil er viel zu tun gehabt hat und ich auch. Wir waren schon ziemlich weit und jetzt haben wir ein halbes Jahr nix getan. Jetzt müssen wir schauen, wie wir das wieder ins Laufen bringen. Mit dem Lex Lugner gibt’s auch eines, das eher aktuellere. Da bin ich grad fleißig am Schreiben, er am Producen, jetzt müssen wir schauen, dass wir uns zu Sessions zusammensetzen. Ich bin schon ziemlich euphorisch, was das Album betrifft, ein paar Sachen sind schon sehr geil, zumindest von Lugners Seite. Meine Sachen kann ich nie so gut einschätzen.

Wirst du deinem Stil treu bleiben?

Ich werd auf jeden Fall machen, was ich beherrsch, aber auch versuchen so frei wie möglich zu bleiben. Wir haben uns auf jeden Fall vorgenommen was absolut Neues zu machen, keine Ahnung ob wir uns dann wirklich einigen können und wir das schaffen, aber die Intention ist da.

Das heißt es gibt dich vielleicht bald auf Boombap-Beats ohne Synthies?

Gibts mich ja sogar schon. Kann aber alles sein. Ich schreib mir da nix vor.

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