Wenn sich Roboter und Menschen zu ähnlich sehen, werden uns Maschinen unheimlich. Manchmal absichtlich, oft unabsichtlich. Roboter, die strippen, am Empfang sitzen oder gebären – es gibt dabei fast alles.
Jordan Wolfson
Irgendwie ist alles an der Kunst-Installation von Jordan Wolfson creepy, selbst die "Blurred Lines"-Version, zu der das Mannequin tanzt. Maske, Bewegungen, Finger - "Female Figure" bewegt sich zwischen mechanischem Gogo und Alptraum 2.0.
Roboter FACE
Haben Roboter Emotionen? Dieser Frage geht die Universität Pisa mit ihrem Roboterprojekt FACE nach. Der Android verspricht menschliches Verhalten intuitiv wiedergeben zu können. Was daraus geworden ist, sieht man hier. Ein androgyn anmutendes Etwas.
CB2
Die kahlköpfige Kreatur sitzt auf einem Stuhl und lässt die Beine baumeln. Ihre Schultern heben und senken sich mit jedem Atemzug, während die schwarzen Augen alle Bewegungen im Raum registrieren. Das Geschöpf ist kein Mensch, aber es nimmt alles auf. Unter der weichen, hellgrauen Silikonhaut verarbeiten Prozessoren laufend alle Daten. Sag Hallo zu CB2: Der 130 Zentimeter große Android ist einer der höchstentwickelten Roboter Japans, weil er dazulernen kann wie ein Kleinkind. So ein Lauser.
Hiroshi Ishiguro
Hiroshi Ishiguro Laboratories hat sich auf Klone spezialisiert, mechanische Doppelgänger seiner Selbst. Die sogenannten Geminoiden sollen ein neues Zeitalter einläuten. Eine Epoche, in der man im Büro sitzen kann und zugleich beispielsweise einen Tag im Park verbringt. Im Jahr 2011 war er damit bei der Ars Electronica in Linz zu Gast, in Personam und als Replica.
Birth Robot
Geburten lassen sich mit diesem Roboter simulieren. Immerhin kann ein Roboter besser auf Menschen reagieren als eine leblose Puppe. Nabelschnur, Fruchtwasser, Baby, Kabel und Strom, alles dabei. Plus das Gefühl, dass eine Geburt wirklich, wirklich, wirklich anders ablaufen sollte.
Creepy Girl
Die Fähigkeiten von Creepy Girl kann man selbst testen, auf der Homepage des Roboters. Schon interessant und so, aber der Name ist halt sehr treffend gewählt.
SAYA
SAYA ist die Dame an der Rezeption. Zumindest ist das die Aufgabe, die sich die Programmierer für sie ausgedacht haben. 300 Wörter und 700 Antworten soll der Bot von sich geben können. Rouge und Lipgloss sind sogar auch auf der Plastikhaut – Aloha Südsee?
Robo Dolls
Ja klar, auch Sexroboter gibt es. Lebensgroße Puppen mit ziemlich viel Manga und Kindlichkeit in sich – neben Schläuchen, Kabeln und Lötstellen. Die neueste Technik, die sogenannte E-Skin soll das Versprechen einlösen, dass sich maschinelle Liebe dann fast wie die Realität anfühlt – für manche vielleicht sogar besser, keine Gefühle und so.
Repliee Q2
Repliee Q2 gilt in der Roboterszene als einer der bislang realisitischsten und ambitioniertesten Androiden. Aber mal ernst, sieht so die Realität aus?
Showa Hanako
In medizinischen Bereichen gestaltet sich Ausprobieren ja eher schwierig, weil echte Menschen und so. Deswegen ist man in Japan auf die Idee gekommen, sich bei Androiden zu verausgaben. Dann bei denen fällt es auch nicht so ins Gewicht, wenn man das ganze Gebiss entnimmt oder mal ne Spritze vergisst. Praktisch.
Robo Cat
Japanisches Teleshopping hat auch Katzen im Angebot, mechanische Katzen - flauschig und niedlich sollen sie sein. Aber für jemanden, der Katzen schon in natura nicht leiden kann, wie dem Autor dieser Zeilen, fällt es schwer, jemals zu verstehen, warum es auch noch elektronische Viecher benötigt.
Telenoid
Telenoid R1 ist ein Telepräsenzroboter, der eine Person, die sich an einem anderen Ort aufhält, vertreten soll. Der Roboter wirkt jedoch eher abschreckend als eine gute Vertretung. Das Problem liegt wahrscheinlich an seinen Stummelärmchen und nicht existenten Beinen, gepaart den menschlichen Gesichtszügen.
Tara The Android
Vocoder-Sounds, VHS-Bildqualität und menschliche Kleidung. Mehr benötigt es eigentlich nicht, um ein ähnlich mulmiges Gefühl wie seiner Zeit bei Blair Witch Project zu erzeugen. Im Unterschied zu den anderen Robotern erfüllt Android Tara bewusst den Zweck, seine Zuschauer zu verunsichern und zu beängstigen. Uncanny Valley par excellence sozusagen. Wenn jemand Fan auf Facebook werden möchte, kann das auch machen.
Menschengroße Puppen, Latex wie Haut, Körperteile aus Plastik. Die Beschreibung für das Aussehen der Roboter ist ebenso vielfältig wie ihr Eindruck, den sie hinterlassen. Was von Militär, Wissenschaft und privaten Investoren als wegweisender Schritt in die Zukunft gewertet wird, erinnert in manchen YouTube-Videos, Tumblr-Blogs und Kunstprojekten an ein verstörendes Abbild des Menschen von sich selbst. Der Nutzen der dort zu sehenden Puppen reicht von einfachem Kopfnicken bis zu einer Geburtensimulation und sexuellem Irgendwas.
Programmiertes Gelächter, Kunsthaar an gewünschter Stelle, starrer Blick – das alles trägt dazu bei, dass Maschinen der Natur so ähnlich wie möglich sehen sollen. Was jedoch wirklich passiert, Roboter und mechanische Imitationen wirken befremdlich, furchteinflößend, creepy.
Cute vs. Creepy
Die sog. Uncanny Valley-Theorie beschreibt genau dieses Phänomen. Ursprünglich 1970 von Masahiro Mori, einem Robotiker aus Japan, als "Phänomen des unheimlichen Tals" bezeichnet, befasst sich die Theorie mit dem Phänomen, dass Menschen ängstlicher auf Roboter reagieren, je mehr die konzipierten Maschinen den Menschen ähnlich sehen.
Wenn es sich, beispielsweise in Kommunikationssituationen, für uns auch einfacher gestaltet, mit "etwas" zu sprechen, das sehr menschenähnliche Züge wie etwa eine Kopfform hat, so stößt das viele Menschen ab. Bereits Sigmund Freud beschäftigte sich mit dem Aspekt des Unheimlichen im Heimlichen. Je mehr uns etwas vertraut scheint, sich aber trotzdem von uns unterscheidet, desto ängstlicher reagieren wir darauf.
Nicht so dreinschauen
Dass die Thematik durchaus ernst zu nehmen ist, beweist der rasante Fortschritt auf diesem Gebiet. Was vor einigen Jahren noch als Cyberpunk-Schick oder utopische Science Fiction abgetan wurde, etabliert sich zunehmend als nützliche Erweiterung für alltägliche Lebensbereiche. The Gap widmet der intelligenten Robotisierung die aktuelle Coverstory und beschäftigte sich dabei eingehend mit verschiedenen Anwendungsbereichen wie etwa der Medizin oder Autoindustrie.
Dass die Entwicklung nicht immer so rasant ist und Roboter oft auch einfach bescheuerte Automaten sind, beweisen zahlreiche Roboter-Fails im Netz. Sollten Roboter jedoch ernsthaft Einzug unter uns nehmen wollen, werden sich Ingenieure und Designer Lösungen überlegen müssen, um sie kompatibler für uns zu gestalten. Vielleicht reden sie so wie in "Interstellar" wie Menschen, aber sehen uns gar nicht ähnlich.
Beispiele für Uncanny Valley Roboter, Robotergeburten und mechanische Katzen kann man in der Gallery finden.