Tante Ceccarelli hat mich zur Musik gebracht

Wanda sind immer noch die Band der Stunde. Fünf Monate nach Veröffentlichung ist "Amore" immer noch in den Top 40, mittlerweile endlich auch in den Top 10. Wir haben mit Sänger Marco Michael Wanda über alles geredet. Wirklich alles.

Wo kommt eure Goldene Schallplatte hin?

Wir werden uns jeder eine kaufen. Man muss die nämlich in Auftrag geben, kostet ein paar hundert Euro. Die kriegt man nicht geschenkt, nur eine. Die weiteren Ausgaben muss man kaufen. Ich glaube, ich hänge meine wirklich ins Wohnzimmer, einfach sichtbar für alle, voller Stolz über einen Kasten.

Im Hintergrund läuft "Blond" von Rainhard Fendrich.

Furchtbar. Das ist das schrecklichste Lied von ihm. Das ist einfach gefladert von den Pet Shop Boys. Du hast sicher mitbekommen, die Klage von den Nachkommen von Marvin Gaye gegen Pharrell Williams. Unglaublich. Die haben nix miteinander zu tun.

Es geht. Ein bisschen. Habt ihr eigentlich Angst, von Madonna etwas in der Richtung zu bekommen? Weil, wie der Musikexpress rausgefunden hat, ist das Intro von "Downtown Kairo" dem von "Like A Virgin" nicht unähnlich. Bei "Schickt mir die Post" hört man im Intro auch ein wenig "A Day In The Life" von den Beatles.

Ja, wer weiß? Gerade ist alles möglich. Gott sei Dank haben wir mit dem Lied wenig Geld gemacht. Da gibt es nichts zu klagen. Hab ich mir aber sonst noch nie überlegt.

Zurück zum Internet: Zu eurem Erfolg hat das Internet ja doch weniger beigetragen als zum Erfolg von – schon wieder – Bilderbuch.

Ja, wir haben die Seite auch relativ verkümmern lassen, ein, zwei Jahre lang. Wird sich durch ein Major wahrscheinlich auch ändern. Die haben bestimmt einen Plan für Monate im voraus. Virales Marketing und so, ich bin gespannt.

Also du stehst einem Deal mit einem Major total positiv gegenüber?

Ja, weil wir jetzt wirklich sechs Monate lang acht verschiedene Majors getroffen haben und gemeinsam mit Stefan sehr involviert in die Gespräche waren. Er hat das wirklich gut gemacht. Ich seh da keine Gefahr, dass wir an Integrität oder Kontrolle verlieren.

Also keine Knebelverträge?

Naja, insofern, als dass wir Alben produzieren müssen, und man muss sicher Kompromisse schließen, aber die künstlerische Kontrolle ist bei uns. Ich bekomme kein komisches Songwriter-Team oder so. Die sehen ja selbst, dass es funktioniert. Da muss man nix ändern.

Aber der Druck steigt für dich als Songwriter?

Nein. Ich bekomme einen geilen Vorschuss, den ich nie wieder zurückzahlen muss. Wenn ich versage, hab ich das Geld trotzdem. Die haben ja auch nicht zu hohe Erwartungen. Wir freuen uns alle, wenn es auf 1 geht, aber muss ja nicht. Wer weiß, ob es überhaupt was wird. Wer weiß, ob wir nicht in zwei Jahren komplett weg sind. Kann man ja nicht wissen. Wenn alles in Oasch geht, schreib ich Bücher.

Gibt’s schon ein Thema?

Ja, Fischen. Ich würde gerne einen Roman schreiben, in dem es nur ums Fischen geht. Weil ich seit meinem fünften Lebensjahr fische und ich finde, in diesem Fachgebiet des Fischens, verstecken sich unheimlich viele Parabeln, die mit dem Leben zu tun haben. Siehe "Der Alte Mann und das Meer". Das würde mich reizen.

Kommst du noch zum Fischen?

Nein, jetzt mal nicht. Aber im Sommer werde ich gehen. Mit Peter Cornelius hab ich ein Date, mit dem geh ich im Sommer fischen. Ich fische nie in Wien, sondern viel in Ungarn und im Waldviertel, mit einem alten Freund gemeinsam. Aber eher im "Forellenpuff". Da kann man gegen Bezahlung angeln und da stoßen sich alle gegenseitig in einem riesigen Teich, da hole ich mir was raus und esse sie dann.

Also, man kommt schon in Kontakt mit den alten Austropoppern?

Ja, einige haben sich von sich aus gemeldet. Es ist nett, man macht ja doch irgendwie das selbe und es sind alles ganz liebe Menschen. Der Ambros würd sich wohl nie melden, dem ist das scheißegal. Weiß gar nicht, ob der uns kennt.

Der hatte jetzt eine schwere Operation und spielt beim Nova Rock als Late-Night-Special. Es gab eine Abstimmung, die er und Scooter gewonnen haben.

Jetzt kommt der Ambros, um das Publikum zu amüsieren. Großartig.

Aber ist es irgendwie so eine Degradierung zur Lachnummer.

Leider, leider, ja. Man vergisst ja die Texte die ganze Zeit. Aber er macht einen anständigen Job. Hab ihn vor kurzem zum ersten Mal überhaupt live gesehen, war großartig. Es war irgendsoein SPÖ-Fest. Die erste Reihe hat gerufen: "Wolfi, Wolfi!" Und er darauf: "So nennen mich nur meine Freunde." Das war relativ bitter für die.

Was schreien die Leute bei euren Konzerten?

Eigentlich immer nur "Wanda" oder "Amore" und Songtitel. "Bologna" hört man von Anfang bis Ende. Das nervt mich nicht, das passt. Ich war ja auch oft so. Ich war beim Lou Reed und hab "Waiting For My Man" geschrien und er hat mich gestraft mit einem eisigen, verächtlichen Blick.

Vielleicht kennt er dich jetzt.

Er ist ja tot! Erstaunlicherweise nervt uns noch kein Aspekt des Showgeschäfts.

Von wem würdet ihr gerne gecovert werden? Ihr wurdet ja von Mile Me Deaf gecovert.

Eine türkische Band hat uns auch gecovert. Das war schon das Geilste, was so möglich ist. Schön wäre gewesen, der Nusrat Fateh Ali Khan, ein pakistanischer Sänger, der ist aber schon tot. Der gilt als die größte Stimme der Menschheitsgeschichte.

Die Tourtermine – aus Platzgründen nur bis Ende Mai: 20.3. Weitra, 21.3. Timelkamm, 28.3. Neumarkt, 3.4. Wels, 4.4. Pichla, 9.4. Salzburg, 10.4. Appenweier, 11.4. Dornbirn, 17.4. Gasometer Wien (mit Der Nino aus Wien, Worried Man & Worried Boy, Monsterheart), 18.4. Oslip (mit Bilderbuch), 24.4. Noppen Air, 25.4. Innsbruck, 26.4. München, 27.4. St. Pölten, 29.4. Zürich, 30.4. St. Gallen, 1.5. Innsbruck, 21.5. Schorndorf, 22.5. Dortmund, 23.5. Straubing, 24.5. Mannheim.

Die vollständigen Tourdaten können immer sehr zuverlässig unter dem Bologna-Video eingesehen werden.

Bild(er) © Wanda: Florian Senekowitsch / Wolfgang Seehofer, Ort des Interviews: Dominik Oswald
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